Mega-Gewinn: Wiesn soll eine Milliarde bringen!

Das Tourismusamt rechnet 2011 mit einem neuen Einnahme-Rekord durch das Oktoberfest. Die AZ erklärt, wie und wo das Geld zusammenkommt.
Thomas Gautier |
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So sieht eine Wirtschaftsmacht aus: Millionen pilgern jährlich auf die Wiesn - und lassen Millionen hier.
Frank Leonhardt/dpa 7 So sieht eine Wirtschaftsmacht aus: Millionen pilgern jährlich auf die Wiesn - und lassen Millionen hier.
Ein Herz fürs Lebkuchenherz: Auch T-Shirts, Postkarten und sogar Trikots mit Herz-Aufdruck sind sehr gefragt.
dpa 7 Ein Herz fürs Lebkuchenherz: Auch T-Shirts, Postkarten und sogar Trikots mit Herz-Aufdruck sind sehr gefragt.
Das Zelt als billige Alternative: Zur Wiesn verlangen Hotels 77 Prozent mehr für ein Zimmer.
dapd 7 Das Zelt als billige Alternative: Zur Wiesn verlangen Hotels 77 Prozent mehr für ein Zimmer.
Auch die Schausteller verdienen an der Milliarde mit - 2010 gab es für sie ein Plus von 15 Prozent.
Jörg Koch/ddp 7 Auch die Schausteller verdienen an der Milliarde mit - 2010 gab es für sie ein Plus von 15 Prozent.
Der Trend zur Tracht zahlt sich aus: Dirndl und Lederhosen bringen Geschäften Millionen-Umsätze. Im Bild: Claudia Effenberg posiert auf der Damenwiesn von Regine Sixt.
Ursula Dürend/dpa 7 Der Trend zur Tracht zahlt sich aus: Dirndl und Lederhosen bringen Geschäften Millionen-Umsätze. Im Bild: Claudia Effenberg posiert auf der Damenwiesn von Regine Sixt.
Auf der Wiesn werden ganze Höfe verspeist - 2010 117 Ochsen, 59 Kälber und hunderttausende Hendl.
Karl-Josef Hildenbrand, dpa 7 Auf der Wiesn werden ganze Höfe verspeist - 2010 117 Ochsen, 59 Kälber und hunderttausende Hendl.
Sieben Millionen Maß trinken die Gäste pro Wiesn - das macht etwa 70 Millionen Euro Umsatz.
Andreas Gebert, dpa 7 Sieben Millionen Maß trinken die Gäste pro Wiesn - das macht etwa 70 Millionen Euro Umsatz.

München - Haben Sie schon mal 61 Euro auf der Wiesn ausgegeben? Ganz sicher – laut Tourismusamt hat im vergangenen Jahr jeder der 6,4 Millionen Festbesucher genau diese Summe dort gelassen. Zusammen genommen waren das 390 Millionen Euro – nur auf der Festwiese. Dazu fließen nach Hochrechnungen des Tourismusamts mehrere hundert Millionen für Übernachtungen, Verpflegung, Einkäufe und Fahrten mit Taxi oder MVG in die Stadt. Nach 16 Tagen kommen so 996 Millionen Euro zusammen. Mit dem diesjährigen zusätzlichen Tag wird es wohl noch etwas mehr – und zwar: Eine Milliarde Euro.

„Wenn’s gut läuft, können wir damit rechnen“, sagt Gabriele Papke vom Tourismusamt der AZ. Dabei bewirbt die Stadt das Fest seit 1985 nicht mal mehr. Und der PR-Etat des Tourismusamts beträgt läppische 30.000 Euro. Die Wiesn ist einfach eine Welt-Marke – wie viel sie uns einbringt, lesen Sie hier.

 


 

DAS BIER Der Quell des Reichtums: Vergangenes Jahr flossen sieben Millionen Liter in die Kehlen – absoluter Rekord. Wer eine Maß kauft und Trinkgeld zahlt, lässt meist zehn Euro bei der Bedienung. Macht 70 Millionen Euro, die allein durch das Bier in München bleiben.

 


 

DAS ESSEN 119.303 Schweinswürstlpaare, 69.293 Haxn, 817 Zentner Fisch, 119 Ochsen und 94 Kälber wurden laut Tourismusamt 2010 auf der Wiesn verspeist – und natürlich Hendl, genau 505.901 Stück. Bei einem Durchschnittspreis von 10,50 Euro brachten allein die einen Umsatz von 5,3 Millionen Euro. Auch unterwegs holen sich viele Verpflegung – die ersten Buden stehen an der Hackerbrücke. Da gibt’s Bier und Bratwurst to go.

 


 

DIE BESUCHER Auch, wenn es einem am Italiener-Wochenende ganz anders vorkommt: Ausländische Touristen sind auf der Wiesn in der Minderheit: Laut einer aktuellen Studie der Bank Unicredit stellen sie 19 Prozent der Oktoberfestgäste (wie sich die zusammensetzen: siehe Grafik). 72 Prozent stammen aus Bayern, neun Prozent aus dem übrigen Deutschland. Für die Wiesn ist das gut, sagt die Unicredit-Studie: Die bayerische Wirtschaft ist stark – und damit sind es auch ihre Konsumenten. Sie sind trotz der internationalen Finanzmarkt-Verwerfungen weiterhin bereit, Geld auf dem Oktoberfest zu verpulvern. Motto: Schwoam ma’s obe!

 


 

DIE HOTELS Zwei Drittel der auswärtigen Gäste übernachten in München – die meisten von ihnen schlafen in Hotels, Pensionen, auf Campingplätzen oder in Jugendherbergen. Dafür geben sie insgesamt 356 Millionen Euro aus – auch, weil viele Hotels gesalzene Preise für Zimmer verlangen. 77 Prozent mehr wollen sie im Schnitt, errechnete das Hotel-Internetportal HRS. In Zahlen sind das stolze 181 statt sonst 102 Euro.

 


 

DIE TAXIS „Für Taxler ist die Wiesn die beste Zeit des Jahres“, sagt der Ex-Chef von Taxi München, Hans Meißner. Tagsüber setzen die 12.000 Taxler 130 Euro, nachts rund 180 Euro um, so Meißner. Zum Oktoberfest aber „macht man tagsüber 20, nachts etwa 40 Prozent mehr Umsatz als sonst“.

 


 

DER NAHVERKEHR Überfüllte Waggons, Ordnerketten an den Bahnsteigen und ächzende Rolltreppen: Der Nahverkehr boomt zur Wiesn. Laut Tourismusamt nutzen 70 Prozent der Festbesucher aus München und Umgebung U-Bahn, S-Bahn, Bus und Tram – rund 3,5 Millionen zusätzliche Fahrgäste. Finanziell nützt das der MVG wenig: Die „verdient sich während des Oktoberfests keine goldene Nase“, sagt Sprecherin Bettina Hess der AZ.

„Wir befördern zwar weitaus mehr Fahrgäste als gewöhnlich, den Mehreinnahmen durch zusätzliche Fahrgelderlöse stehen aber zusätzliche Ausgaben in etwa gleichem Umfang gegenüber, zum Beispiel für zusätzliches Personal, eingesetzte Fahrzeuge und sonstige Extra-Leistungen.“ Allein die Kosten für zusätzliche Reinigungen lägen bei rund 100.000 Euro.

 


 

DER EINZELHANDEL Auch hier spielen vor allem Auswärtige eine große Rolle: Laut Tourismusamt nutzen 35Prozent ihren Aufenthalt für einen Einkaufsbummel in der Stadt. Geschätzte 200 bis 250 Millionen Euro geben sie dann aus – der Jahres-Umsatz des Münchner Einzelhandels beträgt zehn Milliarden Euro. Auf diese Geldflut sind die Händler gut vorbereitet: Die Stadt platzt vor Souvenirständen, Buden und Dirndl-Shops. „Gerade Trachten gehen sehr gut“, sagt Bernd Ohlmann vom Einzelhandelsverband Bayern. „Die Verkäufe gehen schon weit vor der Wiesn los.“

Vom Trend zur Tracht profitierten nicht nur spezielle Geschäfte, sondern auch die Abteilungen großer Warenhäuser oder hastig errichtete Billig-Dirndl-Shops. Auch Souvenirs haben Hochkonjunktur: „Hüte, T-Shirts, Postkarten, da hängt super viel dran“, sagt Ohlmann. Sogar Sportläden profitieren: „Viele kaufen sich Bayern- oder 1860-Trikots.“

 


 

DIE JOBS Irgendwer muss Bier und Brezn ja servieren: 8.000 Menschen sind fest angestellt – weitere 4.000 sind Hilfskräfte. Laut Referat für Wirtschaft und Arbeit ist das Oktoberfest auch ein wichtiger Beschäftigungsmotor: für Einzelhandel, Restaurants und Hotels. Aber auch für die Dachdecker und Schreiner, die die Wiesnzelte auf- und abbauen.

 


 

DIE PLATZMIETE Die Kosten von etwa 3,9 Millionen Euro, die die Stadt hat, holt sie über Gebühren von Marktkaufleuten und Festwirten wieder rein – bis auf rund 500.000 Euro. Fast ein Nullsummenspiel also. Doch die Stadt verdient auch an der Gewerbesteuer, die Wirte, Händler oder Schausteller zahlen müssen. Wie hoch die ist, lässt sich laut Kämmerei aber nicht beziffern.

 

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