Lalle? Bitschn? Aufleina? - Wie gut ist Ihr Bairisch?

München - Schon mittags drängen sich die Besucher um den Stand des Fördervereins für Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD) im Museumszelt auf der Oidn Wiesn. Hier kann jeder, der mag, einen kostenlosen Sprachtest absolvieren, um seine Bairisch-Kenntnisse zu überprüfen. Als waschechte Münchnerin für mich ein Klacks. Los geht’s.
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Die Vereinsmitglieder verteilen die Testbögen. Insgesamt gibt es fünf Tests und jeder Besucher bekommt eine andere Ausführung. Beim Nachbarn abschreiben ist also unmöglich. Auf dem Papier stehen 21 Begriffe, eine von drei möglichen Übersetzungen müssen Teilnehmer ankreuzen. Ist die „Zwidawurzn“ ein Wurzelschaps? Ein Weidezaun ein „Lattirl“? Und „hoamscheitln“ die sprichwörtliche Demütigung eines Pantoffelhelden? Woaß mas!
Ich wage den Selbstversuch: Gerne möchte ich das weiß-blaue Vereinswapperl mit dem Aufdruck „I red Boarisch – und Du?“ als Urkunde für den bestandenen Test gewinnen. Doch schon das korrekte Lesen der boarischen Wörter ist eine echte Herausforderung. Geballt aneinandergereihte Konsonanten sind bei baorischen Ausdrücken wie „gstroacht“ keine Ausnahme.
Gemeint ist damit aufgezogen, überdreht und zu Streichen aufgelegt. Die fachkundigen Vereinsmitglieder sind aber hilfreichzur Stelle – und sprechen es korrekt vor. Und siehe da: Hat man das Wort dann gehört, fällt die Lösung des Rätsels nicht mehr so schwer. Aber ich habe schon falsch getippt: Meine Wahl fiel auf kleinlaut, schüchtern – also eher das genaue Gegenteil.
Zacklzement, scho foisch.. Dann wird’s lustig: Mit „Mankei“ ist ein Murmeltier gemeint. Ich kreuze aber übereilt „kleiner Mann“ an, weil ich es mit „Mandei“ verwechsele. Lachen am Tisch. „Pfoad“ ist kein mundartlicher Ausdruck für Pferd, vielleicht ein Gebirgssteig? Leider falsch. Der Begriff bezeichnet ein traditionelles Leinenhemd, das ausschließlich von Männern getragen wird. Ist aber auch nicht leicht. Eine „Bitschn“ ist auch kein Schimpfname für eine Frau - „Britschn“ wäre hier richtig – sondern eine Kanne zum Gießen oder eine Milchkanne.
„Dazahna“? Klare Sache, wenn Kinder ihre ersten Zähne bekommen. Leider – aa foisch. Nein, hier geht’s ums Auslachen, Verspotten. Bei „Aufleina“ kreuze ich „Holzteile verleimen“ an, gemeint ist jedoch etwas auftauen. Also gut, ich gebe auf. Macht nix – die Antworten auf den Testbögen tragen regelmäßig bei allen Teilnehmern zu großer Heiterkeit bei.
Wahnsinnig viel über jeden einzelnen Begriff weiß Vereinsmitglied Hans Eichborn. Der Mundartexperte bescheinigt mir immerhin eine super Aussprache, was mich dann doch ungemein über das nicht gewonnene Wapperl hinwegtröstet.
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Wo man bairisch lernen kann? Diese Frage hört Hans Eichborn oft am Stand des Vereins. Ein schwieriges Unterfangen. Ein Norddeutscher wird in der Regel beim Sprechen nie so so klingen wie jemand, der aus Süddeutschland kommt. Erschwerend kommt dazu: Eine für alle verbindliche bairische Sprache – womöglich noch basierend auf einem Duden – gibt es so nicht. Im bairischen Sprachraum existieren schlichtweg zu viele unterschiedliche Mundarten. Dies geht manchmal sogar soweit, dass sich Bewohner direkt nebeneinanderliegender Dörfer aufgrund ihrer Sprachgewohnheiten nur mühevoll verständigen können.
Aber davon sollten sich Testwillige nicht abschrecken lassen. Die neu erlernten Wörter können beim Smalltalk im Bierzelt gleich ausprobiert werden. Sicherlich ein Spaß für alle Beteiligten – egal, ob Bayer, Franke oder Preiß. Host mi?
Dann raten Sie mal schön: Lalle? Bitschn? Aufleina? Haudig beinanda sei?
1. Duit, Dult
a) Delle im Auto
b) Jahrmarkt, evtl. mit Schaukel, Bierzelt
c) modischer Sommerhut
2. bollisch
a) verbogen, verformt
b) noch nicht reif
c) eigensinnig, trotzig
3. schiach
a) schief, schräg, verbogen
b) grauslig, hässlich
c) schielen
4. Pflotsch, Pfloatsch
a) unbeholfener, ungeschickter Mensch
b) Pfosten, Stange
c) Kröte
5. Lettn
a) Lattenzaun
b) Baaz, Schlamm, Morast
c) Glockengeläut
6. haudig beinanda
a) hauchdünner Vorsprung
b) ohne Geldmittel
c) matt, kraftlos, erschöpft
7. aufmandln
a) aufbegehren, sich aufspielen, überheblich sein
b) sich entfernen
c) Mandeln verarbeiten
8. Massl
a) Maß Bier
b) unerwartetetes, unverdientes Glück
c) Maßeinheit für Hopfen
9. faade Noggn
a) dumm-stolze, launische Frau
b) leere Fadenspule
c) abgenutzte Nockenwelle
10. Lalle
a) lachender Clown
b) Komiker
c) einfältiger Kerl, Trottel, Einfaltspinsel
11. rum flagga
a) faul herumliegen oder alles Mögliche liegt am Boden
b) Häuserbeflaggung zu einem Fest
c) herum fliegen
12. Zwidawurzn
a) Wurzelschnaps
b) lästige, widerwärtige, grantige Person
c) Baumstumpf
13. aufleina
a) auftauen
b) Holzteile verleimen
c) Leinengewand nähen
14. So genga de Gang
a) Gänge beim auto einlegen
b) so ist es nun mal
c) Laubengänge entlanggehen
15. garretzen, garritzn
a) Vogelstimmen imitieren
b) knarzen, quietschen, auch schimpfen, nörglen
c) den Gausaus machen
16. Dipferlscheißer
a) kleinlicher, pedantischer besserwisser
b) Blüte mit großen Tupfen
c) verschlissenes Kleidungsstück
17. zindde
a) mit Zinn arbeiten
b) wütend, erzürnt, grantig
18. dazahna
a) Zähne kriegen
b) dazulernen
c) auslachen, verspotten, lächerlich machen
19. Bitschn
a) Schimpfname für Frau
b) Kanne zum Gießen
c) Bittschön
20. okentn
a) anzünden
b) erkennen
c) ohne Kenntnisse
21. Impnhäusl
a) Implantat
b) Bienenhaus
c) Immobilie
22. Gaggal
a) Goggomobil
b) Hühnerei
c) Kleinkind
23. Hundsgribbe
a) Hundehütte
b) Schimpfwort für Mann
c) Tierheim
24. Kasloawe
a) Gebirgszug
b) Person, blass wie ein Käselaib
c) Almhütte
25. Zinnober
a) Unfug, Unsinn, Trara
b) Zinnkrug
c) Spielkarte
26. Lackl
a) Lackiererei
b) Lache, Pfütze
c) derber, grober Kerl
27. Kratzbirschtn
a) Kleiderbürste
b) zuwidere, grantige Frau
c) Juckreiz
28. Quadratratschn
a) Flächenangabe
b) geschwätzige Frau
c) Werkzeug, Ratsche
29. Noutnigl
a) armer Schlucker, evtl. auch ein Geizkragen
b) einnicken, einschlafen
c) Notdienst
30. kampln
a) sich aufregen
b) sich kämmen, frisieren
c) kommandieren
31. Einagschmeckta
a) Eingemachtes
b) Zugezogener, Neubürger
c) Kostprobe
32. gstroacht
a) eingestreut
b) kleinlaut, schüchtern
33. Irxnschmoiz
a) Schmalzgebäck
b) Irrglaube
c) viel Muskelkraft i.d. Achsel
34. Schmaizla, Schmai
a) Schmarotzer
b) Wagenschmiere
c) Schnupftabak
35. Mankei
a) Murmeltier
b) kleiner Mann
c) Marketenderin
36. wischpln, wischpan
a) flüstern, leise reden
b) aufwischen
c) widersprechen
37. Paradeisl
a) Parademarsch
b) pyramidenförmiger Vorläufer vom Adventskranz, Gesteck
c) Süßspeise
38. Pfoad
a) Pferdegeschirr
b) Gebirgssteig
c) Hemd, Überkleid
39. Ribisl
a) Johannisbeere
b) Reibeisen
c) Remise
40. Schaba, Schawa
a) Berg im Allgäu
b) Schurz, Schürze, Vortuch
c) Schabernack, Gaudi
41. Butzlwar
a) Putzmittel
b) Lumpensammler
c) viele Kinder, Kinderschar
42. Zwistl
a) (Stein-) Schleuder aus gegabeltem Ast
b) Streit, Unfrieden
c) Korb aus Weidenruten
43. Schwitzkasten
a) Sauna
b) fester Klammergriff beim Ringen, Raufen
c) Inhalationsgerät
44. Radltragn
a) Schubkarrn mit ebener Ladefläche
b) Auto mit Fahrradständer
c) Teildisziplin eines Mountainbike-Wettbewerbs
45. Ausschaugn wia da Tod vo Öding
a) so fleißig
b) so klapprig, knochendürr
c) so couragiert
46. A hoizerns Glachta
a) Xylophon
b) trockenes Lachen
c) Ruf des Eichelhähers
47. hoamscheitln
a) Brennholz heimbringen
b) jemanden (vom Kammerfenster) heimjagen
c) sprichwörtliche Demütigung von Pantoffelhelden
48. Schiefer, Schieferling
a) gekrümmter Hohlweg
b) kleines abgesplittertes Holzstück, Spreißel
c) Schi-Fangnetz
49. Baamhackl
a) Specht
b) Eichelhäher
c) schmutzverkrustete, aufgerissene Haut
50. Da sej wiara Zoager
a) so gewissenhaft
b) so pünktlich
c) so leise
Auflösung 1b, 2c, 3b, 4a, 5b, 6c,, 7a, 8b, 9a, 10c, 11a, 12b, 13a, 14b, 15b, 16a, 17b, 18c, 19b, 20a, 21b, 22b, 23b, 24b, 25a, 26c, 27b, 28b, 29a, 30b, 31b, 32b, 33c, 34c, 35a, 36a, 37b, 38c, 39a, 40b, 41c, 42a, 43b, 44a, 45b, 46a, 47b, 48b, 49c, 50b.