Klomann erzählt: So geht's auf den Wiesn-Toiletten zu

Auf dem Oktoberfest herrscht beste Stimmung. Um den Gästen jedoch einen angenehmen Aufenthalt gewährleisten zu können, muss die Infrastruktur stehen – so, wie etwa die Sanitäranlagen. Sasa Radosavljevic betreibt einen Toilettenstand und erzählt, wie es dort zugeht.
von  Simon Knolmayer, Stefanie Haas
"Dort kann man, wenn man muß": Dieser Wegweiser auf der Wiesn führt zur nächsten Toilette.
"Dort kann man, wenn man muß": Dieser Wegweiser auf der Wiesn führt zur nächsten Toilette. © imago/Future Image

Dieser Beitrag ist zuerst bei unserem Kooperationspartner FOCUS online erschienen.


München - Buntes und wildes Treiben auf der Wiesn: Die Stimmung nach zwei Jahren Corona-Pause könnte ausgelassener nicht sein. Der Zapfhahn läuft, die Musik spielt und auf den Bierbänken wird getanzt.

Was jedoch im Hintergrund abläuft, wird häufig nicht gesehen. Etwa in den Sanitäranlagen. Sasa Radosavljevic arbeitet als Hygienekraft an einer Toilettenstation. Gemeinsam mit seiner Frau kümmert er sich dort um die Ordnung und Sauberkeit – und erlebt tagtäglich so einiges.

Für Sasa sind Exkremente oder Erbrochenes nicht mehr eklig

"Irrsinnig viele lustige Menschen", erzählt uns Sasa. Vor allem aber sei es harte Arbeit. "Man braucht einen kühlen Kopf und sehr starke Nerven", so der Hygienefachmann. Für ihn sind Exkremente oder Erbrochenes nicht mehr eklig. Letztlich dürfe man in diesem Beruf nicht davon abgeneigt sein, dies sauber zu machen.

Neben Besuchern, die auf der Toilette einschlafen, erlebt Sasa immer wieder Dinge, von denen er nie geglaubt hätte, dass Menschen so etwas machen würden. Etwa Wände mit Exkrementen und Erbrochenem beschmieren. "Leute, die sich komplett ausziehen und ihre Sachen dalassen." Die Liste, die er uns erzählt, ist lang. Doch das gehöre zu seinem Beruf dazu, so Sasa.

Was ihn eher belastet, ist die Respektlosigkeit einiger Besucher, die ihm als Hygienefachkraft gegenübergebracht wird. "Es gibt so viele Menschen, die herabblickend sind", egal ob sie wüssten, wer Sasa eigentlich sei. Die meisten Leute meinen, er ist einfach nur ein Kloputzer "und der macht meine Scheiße schon weg". Es sind vor allem die Blicke, die ihn dabei treffen.

Manchmal springt auch ein 10-Euro-Schein als Dank raus

Doch der selbständige Gebäudereiniger erfährt auch täglich eine Menge Dankbarkeit der Leute. Immer wieder gebe es Besucher, die seine Arbeit zu schätzen wissen. Zwei von zehn Gästen etwa geben ihm Trinkgeld. Zwischen 50 Cent und einem Euro liege dabei der Schnitt. "Hin und wieder kommt einer rein und sagt 'Toll, dass es dich gibt und dass du das machst' und dann springt schon ein 5-Euro-Schein, manchmal auch 10-Euro-Schein raus."

Es gebe aber auch gegenteilige Beispiele. Etwa von sichtlich reichen Menschen, wie Sasa es beschreibt. "Die kommen dann mit so einem Cent-Stück und sagen 'Hier, hast du dir verdient.'” Am liebsten würde er solchen Gästen sagen, dass sie nichts Besseres sind als jeder andere hier. Letztlich verrichte auch er sein Geschäft auf der selben Schüssel und kotze hier auch rein.

Letztlich müsse man über solchen Situationen "drüberstehen und nicht hinhören", so Sasa. Bis zum dritten Oktober muss er auf jeden Fall noch durchhalten. Dann ist auch sein Geschäft auf der Wiesn 2022 endgültig vollbracht.

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