Josef Schmid (CSU): Wiesn-Wirte sollen über Preisbremse nachdenken
München - Hui-Rufen im Karussell, Hendl, Bier und Apfelschorle im Zelt, noch mehr Karussellspaß, Dosenwerfen und gebrannte Mandeln. Nach so einem Wiesntag sollen sich Eltern schon über eine Privatinsolvenz informiert haben. Was freilich eine Übertreibung ist, laut Wiesnchef Seppi Schmid gehen aber manche Münchner nicht mehr auf die Wiesn, weil sie zu teuer ist.
"Ein Gutteil des Besucherrückgangs hat damit zu tun, dass die Preise steigen ," sagt Josef Schmid (CSU), (noch) zweiter Bürgermeister und (noch) Wiesnchef, der in die Landespolitik wechselt. A formuliert Schmid deutliche Worte wie nie zuvor: "Ich rate dringend allen Wiesn-Wirten und auch manchem Fahrgeschäft, mal darüber nachzudenken, wie lange es mit den permanenten Preissteigerungen so weitergehen kann", sagte er im Gespräch mit der AZ.
Die Wiesn 2016 hatte einige Negativrekorde gebrochen , es kamen durchschnittlich am Tag nur 329.000 Wiesnbesucher. So wenige waren es seit 1985 nicht mehr. Seit Jahren waren die Zahlen immer weiter zurückgegangen. 2017 gab es dann eine leichte Erholung mit täglich 344.444 Besuchern.
Wirte wollen Mittagswiesn ausbauen
"Ich rate dringend, mal darüber nachzudenken, ob der Besucherrückgang vielleicht auch damit zu tun hat, dass sich immer weniger Menschen mit ihren Familien den Besuch leisten können. Die Wirte sind da alle auch selbst gefragt. Da schneidet man sich ins eigene Fleisch," sagt Josef Schmid.
Jetzt reagieren die Wirte und kündigen an, die Mittagswiesn weiter auszubauen . Im Armbrustschützenzelt soll es heuer erstmals günstige Mittagsangebote geben und auch im Weinzelt gibt's zum ersten Mal eine Mittagswiesn. Die Reservierungen unter der Woche am Mittag sind dann auch günstiger.
Trotzdem muss Wirtesprecher Peter Inselkammer sagen, wie es ist. "Sicherlich werden wir auch dieses Jahr wieder Preissteigerungen haben." Er erklärt das mit gestiegenen Kosten. "Das machen wir nicht aus Jux und Tollerei, sondern aus wirtschaftlicher Notwendigkeit." Und viele Gäste bleiben aus wirtschaftlicher Notwenigkeit eben daheim.
Kommentar unserer AZ-Wiesnreporterin Jasmin Menrad
Damit das Volk festet
Wir können die Wiesn natürlich komasaufenden Teenies, Australiern in Flip Flops und den D-,C-, und B-Promis überlassen. "Hier, nehmt euch die Wiese", rufen wir ihnen zu, "wir haben schon einen Zaun drumgezogen. Habt ihr Spaß in eurer Welt mit Bier für 11 Euro und Fahrgeschäften für neun Euro." Irgendwann in zehn Jahren, wenn die Maß 15 Euro kostet, ist der Charme der Wiesn gänzlich verschwunden, aber das kümmert keinen mehr, weil sowieso kein Münchner mehr auf dieses Möchtegern-Volksfest geht.
Das wäre doch schade! Weil Preise hin, Besoffskis her, die Wiesn hat Charme, die Wiesn macht Spaß und die Wiesn gehört zu München. Damit die Münchner weiter gerne auf ihr Volksfest gehen, müssen die Wirte (und Schausteller) mehr tun, als auch im letzten Zelt Mittagsangebote auf die Karte zu schreiben. Wie wäre es mit Seniorentellern und Kinderangeboten? Warum den Familientag mit den vergünstigten Preisen nur am Dienstag machen? Dienstag und Donnerstag!
Und dass 11 Euro für einen Liter Bier mehr als genug sind, da sind wir uns hoffentlich einig, oder?
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