Irre Idee: Nur noch Schaumige statt Wiesn-Maß?

Ein Wirt aus Regen will nur 0,75-Liter-Maßn auf der Wiesn. Eine Idee, von der Wirtesprecher Toni Roiderer nur wenig hält.
von  Christian Pfaffinger
Maßn auf der Wiesn: Was dabei ein ganzer Liter ist, und was schon eher einer sogenannten Drei-Quartl-Maß entspricht, das ist manchmal nicht ganz trennscharf. Walter Hödl glaubt, dass Gäste und Wirte davon profitieren würden.
Maßn auf der Wiesn: Was dabei ein ganzer Liter ist, und was schon eher einer sogenannten Drei-Quartl-Maß entspricht, das ist manchmal nicht ganz trennscharf. Walter Hödl glaubt, dass Gäste und Wirte davon profitieren würden. © dpa

München - Eine kühle Wiesn-Maß, frisch gezapft, goldgelb im Krug und angemessen schaumbekront – das ist was Feines. Aber man muss kein Biersieder sein, kein ausgewiesener Langsamtrinker, um auch weniger feine Zustände einer Wiesn-Maß zu kennen. Grad im letzten Quartl kann sie diese Zustände annehmen, von leicht angewärmt bis lack.

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Walter Hödl hat eine Idee, mit der nicht nur dieses Problem gelöst werden könnte. Das Bier könnte insgesamt noch frischer sein, sagt er. Und der Wiesn-Besuch günstiger. Und das, ohne dass die Wirte weniger verdienen.

„So würde der Gast die größtmögliche Bierqualität erhalten“

Die Idee, die der Wirt aus Regen im Bayerischen Wald hat: Weg mit der Maß, her mit der Schaumigen! Walter Hödl plädiert für den Ausschank von Bierportionen à 0,75-Liter anstatt des ganzen Liters. Er ist sich sicher: Die Wiesn-Gäste wären mit der sogenannten „Drei-Quartl-Maß“ wesentlich besser dran.

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„Der Gast würde damit die größtmögliche Bierqualität erhalten“, sagt Walter Hödl. Bei der Liter-Maß sei das anders: „Mit dem Bier eigenen Sättigungsdruck ist es technisch gar nicht möglich, einen ganzen Liter pro Maßkrug in einem Zug zu zapfen.“ Bleibe nur das Stehenlassen und wiederholtes Zapfen oder Zusammenschütten. Und wenn ein Maßkrug ganz befüllt ist, müsse der auch erst mal voll an den Tisch. Wenn er dann da steht, muss der Gast sich beeilen. „Wenn es heiß ist, kann kaum ein Wiesngast eine ganze Maß genüsslich ohne Qualitätsverlust trinken.“

Deshalb wird auf der Wiesn schon lange die Schaumige serviert, eine Maß, die nur zu zwei Dritteln mit Bier gefüllt ist – was man sieht, wenn man den Schaum zusammenfallen lässt. „Nur in den Boxen serviert man sie auf Wunsch“, so Hödl. „Dazu hat man eine günstigere Verrechnung eingeführt.“ Dem „normalen“ Gast bleibe dieser Vorzug aber verwehrt.

Das stimmt nicht ganz, sagt Wirtesprecher Toni Roiderer: „Jeder, der eine Schaumige bestellt, der kriegt sie auch. Ich bestell mir auch lieber so eine“. Der Preis bleibe allerdings gleich. „Es wäre gar nicht umzusetzen, das verschieden abzurechnen.“

Es sei nicht das erste Mal, dass diese Forderung aufkommt, weiß der Wirtesprecher. Die Probleme bei der Umsetzbarkeit zweier Maßeinheiten seien halt immer noch die gleichen.

Auf die Nachfrage, ob es nicht generell besser wäre, nur 0,75-Liter-Maßn auszuschenken, sagt der Wirt des Hacker-Festzelts: „Auf der Wiesn gab es schon immer die Maß, das gehört dazu. Als Wiesnwirte bewahren wir die Tradition.“

Und dann schiebt er noch hinterher: „Es gibt viele gute Ideen – aber ob die auch immer umsetzbar sind, das ist eine andere Frage.“ Walter Hödl meint, dass das schon ginge. Und wie, sogar mit Gewinn für die Wirte: „Ich habe selbst als Wirt auf einem Volksfest nur Drei-Quartl-Maßn ausgeschenkt und dabei mehr Absatz gehabt als zuvor. Und die Besucher waren begeistert.“ Noch ein Nebeneffekt: Weil das Bier schneller gezapft werden könne und schneller beim Gast sei, könne man auch die Kühltemperatur herunterfahren und Energie sparen.

Welche Argumente jetzt die besseren sind, da werden sich die beiden Wirte wohl nie einig - weder bei der Maß, noch bei der Schaumigen.

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