Halbzeit! Die Bilanz der Wiesn in Bildern
"Kleine Wiesn“ wird sie genannt, weil sie durch das ZLF, das am mittleren Sonntag zu Ende ging, weniger Platz hat als sonst – aber diese „Kleine“ hat’s in sich: 3,6 Millionen Besucher zählten die Veranstalter zur Halbzeit, das sind 100000 mehr als 2011 – und 0,4 Millionen mehr als zur letzten kleinen Wiesn 2008.
Viele Familien mit Kindern und, wegen des ZLFs, viele bayerische Besucher macht Wiesn-Chef Dieter Reiter aus.
3,6 Millionen Maß haben die Besucher bisher getrunken, im Vorjahr waren’s 3,4. 2008 nur 3,3 Millionen. „Man wird alle Münchner Bücher bald überarbeiten müssen, in denen steht, dass die Wiesn rund 6 Millionen Besucher hat und 6 Millionen Liter Bier getrunken werden“, sagt OB Ude. Ein friedliches Fest bei durchwachsenen Wetterverhältnissen sei es. „Es ist schon erstaunlich, wie wenig passiert, wenn die Bevölkerung einer Großstadt auf einer einzigen Wiese versammelt ist – die Leute suchen Vergnügen, keinen Zoff.“
Die Polizei allerdings stellt eine Zunahme des Zoffs fest. Die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr spürbar angestiegen – 1059 Einsätze bisher, 2011 waren es zur Halbzeit 999. Am zweiten Wiesnsamstag, dem bisher stärksten Einsatztag, mussten die Beamten 201 Mal tätig werden.
750 Straftaten im Vergleich zu 618 im Vorjahr hat die Polizei registriert, dafür konnten deutlich mehr Straftäter festgenommen werden (259). Es gibt mehr Körperverletzungen als 2011 – 74 schwere Fälle (im Vorjahr 53). In 38 davon diente der Maßkrug als Waffe.
Mit sechs Sexualstraftaten wurden zwei mehr als 2011 zur Anzeige gebracht.
Hungrig sind die Wiesnbesucher: Der Hendl-Verkauf verzeichnet ein Plus von fünf Prozent, 60 Ochsen sind bisher vertilgt (2011: 58) und 26 Kälber (2011; 27). Ochsen- und Fischsemmeln sind besonders beliebt, aber auch Vegetarisches vom Raditeller bis zum Rahmschwammerl. Bei kühlen Temperaturen wärmten sich viele die Hände an einer Tüte gebrannte Mandeln.
Die Schausteller sind mit dem Verlauf der ersten Wiesnwoche sehr zufrieden – im Trend sind Schießbuden, auch Wurfbuden und die Nagelei werden wieder entdeckt.
Der Trachtenboom, der auch die Touristen packt, sorgt für einen Rückgang bei den T-Shirt-Verkäufen. Trachtenhüte boomen wieder.
Zum ersten Mal beziehen alle Wiesnbeschickter Ökostrom; Wasserrecycling, energiesparende Beleuchtung, Müllvermeidung und Bio-Schmankerl sind Standard. Bis Sonntag wurden auf der Wiesn 1370000 Kilowattstunden Strom verbraucht, 5,33 Prozent mehr als 2008.
„Brenna tuats guat“ von Hubert von Goisern und „Tage wie dieser“ von den Toten Hosen avancieren zum Wiesn-Hit. „Das Meistgespielte bleibt ein Prosit der Gemütlichkeit“, sagt Reiter. „Es ist nunmal der Lieblingshit der Wirte.“
Im Fundbüro fehlt noch das obligatorische Wiesn-Gebiss. Dafür sind dort schon 2600 Fundsachen abgegeben worden (Vorjahr: 2200), darunter 760 Kleidungsstücke, 500 Ausweise, 325 Geldbeutel und 225 Handys – „Apple führt nicht nur bei den Verkaufszahlen, sondern auch beim Verlieren“, so Reiter.
Weitere Fundstücke: eine Anzughose und zwei „fremdartige Trachtenhosen“, zwei Eheringe, zwei KFZ-Kennzeichen und ein Waldhorn, das im Hackerzelt verloren gegangen war – und mittlerweile abgeholt worden ist. Ein Hörgerät und ein Bastelkoffer warten auf ihren Besitzer.
17 verloren gegangene Kinder (Vorjahr: 8) haben das BRK und das Jugendamt betreut.
Das Rote Kreuz kümmerte sich um 5163 Patienten, 2,7 Prozent mehr als letztes Jahr. Deutlich mehr (2587) mussten ärztlich behandelt werden. Das BRK sieht die Temperaturschwankungen mit einhergehenden Kreislaufstörungen als Ursache. 445 junge Leute bis 30 Jahre, und damit 74 mehr als 2011, wurden als „Bierleichen“ behandelt. Dafür nur ein Minderjähriger mehr, insgesamt neun.