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Gewalt-Eskalation auf dem Oktoberfest in München: Unbekannter schlägt Frauen und kann entkommen

Ein Mann schlägt am ersten Wiesn-Tag in München zwei Frauen, verletzt sie teils schwer und kann danach verschwinden, ohne seine Personalien zu hinterlassen. Die Betroffenen sind schockiert – und erheben Vorwürfe an das Sicherheitspersonal.
von  AZ
Blick in die Bräurosl, wo sich der brutale Vorfall am ersten Wiesn-Tag ereignet hat. (Archivbild)
Blick in die Bräurosl, wo sich der brutale Vorfall am ersten Wiesn-Tag ereignet hat. (Archivbild) © imago/Wolfgang Maria Weber

München - Immer wieder kommt es auf dem Oktoberfest zu Gewaltdelikten, ein Fall vom Anstich-Tag macht nun besonders sprachlos.

Im Wiesnzelt Bräurosl ist eine Frau brutal geschlagen worden – vom Täter fehlt jede Spur, er konnte nach dem Vorfall unerkannt aus dem Zelt verschwinden. Der Zwischenfall ereignete sich bereits am Samstagabend gegen 22.15 Uhr. Wenige Tage später hat sich das Opfer bei der AZ gemeldet. Sie erhebt auch Vorwürfe gegen das Sicherheitspersonal im Zelt.

Unbekannter schlägt Frau auf der Wiesn Zahn aus

Die 36-Jährige befand sich mit ihren Freunden auf der Empore des Festzelts, wie sie der AZ berichtet. Dann entbrannte ein Streit zwischen ihrem Lebensgefährten und einem Unbekannten. Die Münchnerin beobachtete das Geschehen zunächst, wollte dann aber sehen, was los ist.

Was dann passierte, traf die junge Frau unvermittelt: Der unbekannte Mann schlug sie mitten ins Gesicht. "Ob es eine Faust war oder ein Maßkrug, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Mir wurde schwarz vor Augen", schildert die Frau, der auch Tage danach der Schock noch anzumerken ist, der AZ die dramatischen Szenen. Die Frau verlor dabei einen Schneidezahn. Außerdem hat sie eine Gehirnerschütterung.

Doch nach dem Schlag war es noch nicht vorbei: Nachdem ihre Bekannten sie abgeschirmt hatten, gab es ein weiteres Gerangel mit dem Täter. "Er ist von oben gesprungen und hat gezielt in die Gruppe geschlagen", erzählt das Opfer weiter. Dabei habe der Mann ihre Freundin getroffen, die ein blaues Auge davontrug. Von dieser Szene existiert ein Video, das der AZ vorliegt. Die AZ hat sich jedoch dazu entschlossen, das Video aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu veröffentlichen.

Prügel-Opfer macht dem Sicherheitspersonal Vorwürfe

Offenbar konnte der unbekannte Mann das Zelt anschließend verlassen, ohne seine Personalien zu hinterlassen. Die 36-Jährige findet, dass sich die Securitys an diesem Abend nicht richtig verhalten haben: Die hätten den Täter einfach laufen lassen, berichtet sie der AZ erzürnt. Auch ihre Bekannten könnten das bestätigen. Eine von ihnen habe die Polizei gerufen.

Die 36-Jährige hat inzwischen eine Anzeige erstattet. Die Polizei ermittelt, dem Münchner Präsidium zufolge zwei Mal wegen eines Körperverletzungsdeliktes durch den Unbekannten und einmal wegen einer wechselseitigen Körperverletzung, bei der auch der Unbekannte beteiligt war.

Gewalt-Vorfall im Wiesn-Zelt: Das sagt die Münchner Polizei

Angaben zum – möglicherweise fehlerhaften – Verhalten der Sicherheits-Mitarbeiter kann die Polizei nicht machen. Das Prügel-Opfer erstattete die Anzeige nicht auf der Wiesnwache, sondern tags darauf auf einer Polizeiinspektion im Münchner Süden. "Auch wir haben nur die Informationen, die bei der Anzeige gegeben wurden", teilt der Sprecher mit.

Grundsätzlich seien die Security-Mitarbeiter aber dazu angehalten, "bei Bekanntwerden solcher Delikte oder den Verdacht von Straftaten sofort die Polizei zu verständigen", so der Sprecher.

Auch das Video, das vom Vorfall im Zelt gemacht wurde, werde genutzt, um den Unbekannten möglicherweise zu identifizieren. Ob es vielleicht sogar eine Öffentlichkeitsfahndung geben wird, ist bislang noch nicht geklärt. "Eine öffentliche Fahndung ist nur ein weiteres Mittel, wenn vorherige Ermittlungen nicht zur Identifizierung führen", erklärt der Sprecher. Hierüber entscheidet dann aber die Staatsanwaltschaft.

Die Wirtsleute der Bräurosl Peter Reichert und Franziska Kohlpaintner bedauern den Fall und lassen der AZ mitteilen: "Wir stehen zur Verfügung und tun, was wir können, um zur Aufklärung beizutragen."

Käferzelt: Mann verpasst Münchnerin Ohrfeige

Am Dienstag kam es spätabends im Käferzelt zu einem ähnlichen Vorfall: Gegen 23.30 Uhr ging eine 25-Jährige zur Toilette. Dabei wurde sie von einem Mann aus Baden-Württemberg derb angerempelt. Der Mann hatte laut Polizei rund zwei Promille im Blut.

Die Münchnerin stellte den 53-Jährigen daraufhin zur Rede. Worauf der Baden-Württemberger äußerst aggressiv reagierte und der Frau eine Ohrfeige verpasste. Der Freund (28) des Opfers revanchierte sich seinerseits mit einem Schlag ins Gesicht des volltrunkenen Angreifers. Ergebnis: ein Veilchen beim 53-Jährigen und ein paar Schrammen.

Sanitäter behandelten die Verletzungen, die 25-Jährige verzichtete auf medizinische Hilfe. Der handgreifliche Disput vor dem Toilettenbereich im Käferzelt geht nun juristisch in die nächste Runde. Sowohl der 53-Jährige als auch der 28-Jährige, der seine Freundin ritterlich verteidigte, wurden angezeigt. Die Polizei ermittelt gegen beide Männer wegen Körperverletzung.


Zeugenaufruf: Wer Hinweise zum Tatverdächtigen oder zum Vorfall am vergangenen Samstagabend geben kann, wird gebeten, sich mit der Münchner Polizei in Verbindung zu setzen.

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