Geheime Platzerl: Hier erholen sich Wirte und Schausteller vom Wiesn-Trubel

München - Von draußen, vom Trubel im Zelt, hat man so gut wie keine Chance, das Hinterzimmer aufzuspüren. Nicht umsonst ist's ja ganz privat, quasi ein geheimes Platzerl. Um zu diesem zu gelangen, muss man erst an einem finster dreinblickenden Wachmann vorbei. Ein schlauchartiger Gang führt dann zum Ziel: zum versteckten Raum, wo Paulaner-Wiesnwirtin Arabella Schörghuber mal in Ruhe dringende Büroarbeiten erledigen oder für ein paar Minuten die Füße hochlegen kann.
Sie selbst spricht von ihrem "Bürostüberl", schließlich ist's ja auch eine Art Arbeitszimmer und Rückzugsgebiet zugleich. Auf einem Regal stapeln sich Ordner, am Türhaken hängen von Arabella Schörghuber und ihrer Tochter Ramona je ein "Wechsel-Dirndl".
"Wenn man kurz ein bisserl Ruhe braucht, ist's hier perfekt"
Die Wiesnwirtin sitzt auf der Eckbank mit zig Kissen, blickt um sich und lacht: "Hier ist schon ein ziemliches Durcheinander." Für einen Blickfang im Stüberl sorgt eine reich verzierte kirchliche Leihgabe, die die Wirtefamilie erklärtermaßen "während der Wiesn begleitet". Von Freunden hat die Zelt-Chefin beim AZ-Besuch auch einen Blumenstrauß auf dem Tisch stehen. "Wenn man kurz ein bisserl Ruhe braucht, ist's hier perfekt", sagt sie, um wieder hinauszugehen ins Zelt-Getümmel.
Wie die Paulaner-Wiesnwirtin, so haben fast alle Kolleginnen und Kollegen ein kleines Refugium. Die einen haben sich's eher spartanisch eingerichtet, die anderen richtig gemütlich.
"Schön ist was anderes", sagt Wiesnwirt Christian Winklhofer vom Festzelt Tradition, als er sein Hinterzimmer präsentiert. In der Tat findet sich hier ein Sammelsurium aus Zelt-, Büro- und privaten Dingen. Mitten im Raum: ein Biertisch, an dem sich die Familie einmal am Tag auf einen Kaffee zusammensetzt. "Das passt schon", sagt Christians Bruder Thomas: "Das Beste ist eh, dass es hier halt leiser ist."

"Ein Stück Heimat, ganz egal, wo man gerade ist"
Das ist auch der Hauptgrund, warum Marlis Löwenthal vom Fahrgeschäft "Jules Verne Tower" für eine kurze Pause am Tag quasi hinter den Kulissen verschwindet - in den Wohnwagen der Familie. Der steht, für die Wiesnbesucher unsichtbar, hinter dem 80-Meter-Turm - und bietet ein höchst gemütliches Zuhause mit schicker Küche, Ledercouch, Sitzecke und Co. "Das ist unser rollendes Heim", sagt Marlis Löwenthal: "Ein Stück Heimat, ganz egal, wo man gerade ist."

Ihre Pause verbringt sie mit einer Zeitschrift und Latte Macchiato.
Kaffeekränzchen hinterm Teufelsrad
Ein Getränk, das es auch bei den Geschwistern vom Teufelsrad gibt, bei Lisi Polaczy, Christl Kugler und Franz Fesenmayer. Ihr Rückzugsgebiet gleicht einem Café. Hinter ihrem Teufelsrad gibt's hübsch eingedeckte Biertische, an denen die Schausteller nicht nur selbst entspannen, sondern auch Freunde und Kollegen willkommen heißen. Dafür bäckt Christl Kugler an jedem Wiesn-Tag extra zig Kuchen.

"Wir sind doch eine große Wiesnfamilie und gastfreundlich", sagt Lisi Polaczy und bietet der AZ sofort einen Apfelkuchen an. Ihr kleines Café ist fraglos einzigartig. Lisi sagt: "Ein bisserl was Privates braucht's schon auf der Wiesn." An diesen 17, sonst so stressigen Tagen.