Gedenken an Oktoberfest-Attentat
Am Mahnmal auf der Wiesn gedachten Münchner zum 32. Jahrestag des Oktoberfestattentats. Redner forderten, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen würden.
München – Zum Jahrestag des Oktoberfestattentats von 1980 ist erneut der Ruf nach einer Wiederaufnahme der Ermittlungen laut geworden. Das gebiete der Respekt vor den 13 Todesopfern und mehr als 200 Verletzten des Terrorakts, sagten Redner am Mittwoch bei einem Gedenken am Mahnmal am Haupteingang des Oktoberfestes.
Gerade vor dem Hintergrund der Neonazi-Mordserie müsse die Frage gestellt werden, warum die Debatte über Rechtsextremismus, die heute geführt werde, nicht schon vor 32 Jahren begonnen habe, sagte Ulrich Chaussy, Autor des Buches „Oktoberfest. Ein Attentat“. „Der Grund dafür ist: Damals, 1980, waren die weitgehend gleichen Mechanismen des Wegschauens, des Ausblendens, des Nicht-wahr-haben-Wollens bereits voll entwickelt, die wir jetzt im Fall NSU mit Erschrecken und Scham erkennen.“ Bis heute spreche vieles dagegen, dass der Student Gundolf Köhler das Attentat allein beging.
Der 21-jährige Geologie-Student, ein früherer Anhänger der dann verbotenen rechtsextremistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“, hatte am 26. September 1980 nach einer verpatzten Prüfung den Sprengsatz mit 1,39 Kilogramm TNT in einem Mülleimer am Wiesn-Haupteingang deponiert.
Bis heute gibt es Zweifel, ob Köhler die Tat – gut eine Woche vor der Bundestagswahl – allein und nur aus persönlichem Frust begangen hat. Augenzeugen wollen etwa in dem Auto, in dem Köhler nach München kam, Mitfahrer gesehen haben, die sich gestikulierend unterhielten. Spekuliert wird auch, dass Köhler mit anderen zusammen ein Nachahmungstäter war, der den Anschlag acht Wochen zuvor auf den Bahnhof von Bologna mit 85 Toten zum Vorbild nahm.
Trotz jahrelanger Forderungen wurde das Verfahren bisher nicht wieder aufgenommen. Im vergangenen Jahr war bekanntgeworden, dass amtlich verwahrte Beweismittel dazu Ende der 90er Jahre vernichtet wurden.
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