Ein sicherer Raum für alle Wiesnbesucherinnen

München - Kristina Gottlöber ist Diplom-Sozialpädagogin und Fachberaterin der "Sicheren Wiesn". Dort können Frauen und alle die sich als solche identifizieren Schutz suchen, wenn sie auf der Wiesn die Orientierung verloren haben, die Clique verschwunden ist, sie belästigt wurden oder sie Opfer von sexueller Gewalt wurden. "Die Wiesn ist oft kein sicherer Ort für Frauen", sagt die Sozialpädagogin.
Braucht es das Angebot? "Die Zahlen sprechen für sich"
Braucht es das Angebot also? "Bei der letzten Wiesn haben in 16 Tagen 299 Frauen bei uns Schutz gesucht. Ich glaube, die Zahlen sprechen für sich", sagt Gottlöber. Oft sind die Frauen stark alkoholisiert. Nicht jede hat sexuelle Gewalt erlebt. "Manche haben ihre Freunde verloren oder finden ihr Hotel nicht mehr", erklärt die Fachberaterin. Eine junge Frau kam schon zum Handy aufladen vorbei. Andere wurden bedrängt, begrapscht oder Schlimmeres.
Was Gottlöber wichtig ist: "Zu uns können die Frauen jederzeit kommen. Keine Angelegenheit ist zu gering. Wir finden immer eine Lösung." Im Safe Space (ehemals Security Point) - dem Schutzraum - im Servicezentrum auf der Theresienwiese hinter dem Schottenhamel-Zelt werden die Frauen mit Getränken, Decken und Beratung versorgt. "Egal in welcher Krise die Frauen gerade stecken, wir versuchen zu helfen", sagt Gottlöber. Das kann auch bedeuten, dass sie die Frauen nach Hause bringen oder sie zur Polizei begleiten.
Im Schnitt werden 20 Frauen pro Tag betreut
Zwar ist erst knapp Wiesnhalbzeit, laut der Fachberaterin zeichnet sich aber schon jetzt ab: Es suchen etwa gleichviele Frauen Schutz wie schon 2019. Im Schnitt betreut das Team der "Sicheren Wiesn" rund 20 Frauen pro Tag. Vor Ort sind zwei Fachberaterinnen und zwölf Ehrenamtliche. Über 50 Prozent der Schutzsuchenden sind Touristinnen aus dem Ausland, rund 70 Prozent sind unter 30 Jahre alt. Gottlöber: "Aber wir hatten auch schon Klientinnen im Rentenalter."
Insgesamt habe sich die Stadtgesellschaft in den letzten Jahren für sexuelle Übergriffe sensibilisiert, so die Sozialpädagogin, Menschen seien eher bereit, zu helfen. Dennoch brauche es weitere Aufklärung, "damit die Wiesn als toller Ort für Frauen noch etwas sicherer wird."
Der Safe Space im Servicezentrum auf der Theresienwiese ist an allen Wiesntagen von 18 bis 1 Uhr geöffnet; Freitag, Samstag, Sonntag sowie am 3. Oktober bereits ab 15 Uhr.