E-Scooter und die Wiesn in München: Kann das gutgehen?

München – "Sehr ärgerlich", sei es, wenn E-Scooter einfach irgendwo rumstehen, sagt Conny Dörrmann. Oft sehe das nach einer absichtlichen Provokation aus. Ihr Mann Klaus Dörrmann sagt, manche Erwachsenen würden auf "Kindheitsniveau" fallen, sobald sie auf den Scootern unterwegs sind. Die AZ trifft die beiden Rentner mit ihrem Enkel Bennet an der Bavariabrücke, keine fünf Minuten von der Wiesn entfernt, wo jetzt, in den Festwochen oft sehr, sehr viele E-Scooter kreuz und quer auf dem Gehweg stehen.
Ärgerlich für Passanten, Nachbarn, Menschen mit Rollator oder Kinderwagen. Aber insgesamt scheint man das Problem E-Scooter um das riesige Volksfest ganz gut im Griff zu haben. Darauf deuten zumindest die Einschätzungen von Stadt und Polizei hin – und dass es offenbar wenige Unfälle und wenige Beschwerden gibt.

Um Raum für die E-Scooter zu schaffen: Die Stadt sperrt Parkplätze rund um die Wiesn
Die Anbieterfirmen haben sich nach Abstimmung mit der Stadtverwaltung und der Polizei zum Einhalten von Verbotszonen verpflichtet, bestimmte Strecken kann man mit den E-Scootern gar nicht fahren, sie gehen aus. Dass man grundsätzlich nicht nah an der Wiesn E-Scooter fahren kann, stimmt aber auch nicht. Man muss nur wissen, wie und wo.
Die Stadt will die Ströme lenken. So kann man etwa an der Bavariastraße, gleich gegenüber vom Wiesn-Ausgang Richtung U-Bahnhof Poccistraße, nicht nur regelmäßig E-Scooter finden. Die Stadt hat sogar extra dafür Parkplätze gesperrt – offenbar, um wiederum den Gehweg zu schonen.

Herumstehende E-Scooter werden auf dem Oktoberfest zum Hindernis
Die Stadt ist zufrieden mit den Anbietern. Es seien "keine Probleme festgestellt worden, welche objektive Zweifel an der Einhaltung der Vorgaben durch die Anbieterfirmen begründen könnten", heißt es auf AZ-Nachfrage aus dem Mobilitätsreferat. Kein einziger Münchner habe sich bei der Stadt über E-Scooter im Zusammenhang mit der Wiesn beschwert. Das Problem wild herumstehender E-Scooter stellen die Kommunalen Verkehrsüberwacher aber auch fest.
In 53 Fällen habe es bereits Verwarnungen gegeben, weil E-Tretroller im Umfeld der Festwiese ein Hindernis dargestellt hätten. Insgesamt zieht die Stadtverwaltung eine positive Zwischenbilanz – "vor dem Hintergrund des guten Wetters und einer gesteigerten Nutzung von E-Tretrollern rund um das Festgelände und der nicht vorhandenen Beschwerdelage".
Polizei erwischte mehrere Wiesnbesucher betrunken auf einem E-Roller
Was man oft sieht, sind junge Leute, die zu zweit auf dem Tretroller stehen. Zu diesem Vergehen kann die Münchner Polizei allerdings keine Zahlen nennen, verweist darauf, dass es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit handelt.
Beim naheliegendsten Delikt mit Wiesn-Bezug – der E-Scooter-Trunkenheitsfahrt – kann die Polizei hingegen Zahlen nennen. Schon bis zum Mittwochmorgen erwischte man 135 Trunkenheitsfahrten. Davon 28 im Umfeld der Wiesn. Verkehrsunfälle wurden im Stadtgebiet 29 registriert, drei davon im Umfeld des Oktoberfests. Sechs der Fahrer waren laut Polizei angetrunken, zwei wurden noch im Umfeld der Wiesn betrunken erwischt. Alkoholfahrten verhindert wurden von der Polizei 23 im Stadtgebiet, neun im Bereich der Wiesn.