Maß Bier wieder deutlich teurer: Preishammer droht auf der Wiesn

In einigen großen und kleinen Festzelten auf dem Oktoberfest soll die Maß Bier heuer erstmals über 15 Euro kosten - so viel wie nie. Die offiziellen Zahlen legt die Stadt erst kommende Woche vor.
von  Irene Kleber
In der Bräurosl wird die Maß Bier heuer wohl mehr als 15 Euro kosten. (Archivbild)
In der Bräurosl wird die Maß Bier heuer wohl mehr als 15 Euro kosten. (Archivbild) © imago/CEPix

München – Nur noch 13 Wochen, bis am 21. September die Wiesn losgeht - und wie es ausschaut, wird man heuer mit noch dickerem Geldbeutel auf die Theresienwiese fahren müssen. Das Wirtschaftsreferat der Stadt will zwar erst Mitte nächster Woche offiziell veröffentlichen, wie die Bierpreise in den einzelnen Festzelten ausfallen.

Aber schon jetzt zeichnet sich ab: In einigen großen und auch kleinen Zelten wird der Maßpreis heuer zum ersten Mal die 15-Euro-Marke reißen. Letztes Jahr war der Liter Festbier auf der Wiesn noch zwischen 12,60 und 14,90 Euro zu haben.

Nach AZ-Informationen erhöhen mindestens zwei große Festzelte plus einige kleine ihren Maßpreis auf 15 Euro und mehr. Die "tz" nennt insgesamt vier große Zelte: das Hacker-Festzelt der Familie Roiderer, das Paulaner-Festzelt von Wiesnwirtin Arabella Schörghuber, das Schützenfestzelt der Reinbolds und die Bräurosl von Wirt Peter Reichert.

Wiesn-Wirt: "Kein Kommentar, bis die Stadt was sagt"

Die Wirte freilich hüllen sich über Einzelheiten und ihre exakten Stellen nach dem Komma lieber noch in Schweigen, obwohl sie ihre Bierpreise schon im Mai bei der Stadt vorgelegt haben. "Ich sage nichts, bis die Stadt alle Zahlen öffentlich macht", sagt etwa Bräurosl-Wirt Reichert auf AZ-Nachfrage.

Auch Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) ist beim heiklen Bierpreis-Thema diese Woche noch schmallippig: "Wir legen die Liste dann vor, wenn sie vollständig vorliegt", sagt er zur AZ.

Hintergrund ist offenbar, dass die Stadt erst die Entscheidung zur Frage abwarten will, ob auf der Oidn Wiesn weiterhin die "Boandlkramerei" ihre Wiesnzulassung behält - oder ob sich der heuer leer ausgegangene "Herzkasperlzelt"-Wirt Beppi Bachmaier noch Hoffnung auf einen Standplatz machen kann. Die nächste Entscheidung vor dem Verwaltungsgerichtshof wird wohl für Freitag erwartet.

Sicher ist jedenfalls, dass auf der Wiesn 2024 auch einige der 22 kleinen Wiesnzelte die 15-Euro-Marke für die Maß überschreiten werden. In fünf bis acht der kleinen Festzelte ist damit zu rechnen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Zumal dürfte es da teuer werden, wo letztes Jahr schon die Preise viel höher waren als bei der Konkurrenz - wie im kleinen Wiesnstüberl "Metzger Stubn" von Vinzenzmurr.

Essen müsste sogar noch teurer sein, fordert ein Wiesn-Wirt

"Ich finde die Bepreisung auch richtig so", erklärt Otto Lindinger, der Sprecher der "Kleinen Wiesnzelte" (der in seinem "Bodo's Cafézelt" aber selber kein Bier ausschenkt). Die Preissteigerungen - von Strom und Gas über gestiegene Personalkosten bis zur Mehrwertsteuer-Erhöhung für Speisen - müssten die Wirte ja irgendwie hereinholen. "Man kann als Wirt beim Essen aber nicht so hoch gehen, wie es nötig wäre", sagt Lindinger. "Also wird in einer Mischkalkulation eben das Bier teurer."

Tendenziell günstiger könnte es überall dort bleiben, wo Augustiner ausgeschenkt wird. Die Brauerei, heißt es, ermuntere ihre Wirte, nicht allzu fest an der Bierpreisschraube zu drehen. Wer sonst noch knapp unter den 15 Euro bleibt, tue das aus "psychologischen Gründen", ist unter den Wirten zu hören. Eine 14 vor dem Komma fühlt sich für Wiesngäste einfach besser an, als eine 15.

Schaut man zwei Dekaden zurück, sieht man, dass der Wiesn-Bierpreis rasant nach oben geschossen ist: 2002 hat man noch für 6,30 bis 6,80 Euro eine Maß trinken können. 2014 war der Jammer in München groß, weil die Wirte ihren Gästen zum ersten Mal über zehn Euro abgeknöpft haben.

Wiesn-Wirte legen Bier-Preis selbst fest

Letztes Jahr musste man in acht der großen Festzelte 14,50 Euro für die Maß Bier hinlegen. Unter den "Kleinen" war der auffälligste Ausreißer nach oben die "Metzger Stubn", die mit 14,90 Euro schon nah an der 15-Euro-Marke gekratzt hat.

Die Bierpreise legen die Wiesnwirtinnen und -wirte übrigens allein für sich fest. Die Stadt München hat nur ein Auge darauf, dass nicht massiv übertrieben wird.

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