Die Wiesn hat ein Herz für Raucher

Wegen des strikten Rauchverbots ab heuer haben sich die Wirte etwas einfallen lassen – und viel Geld investiert. Die AZ hat sich auf dem größten Balkon im Weinzelt schon mal eine angezündet
MÜNCHEN - Raucher haben es beim diesjährigen 178. Oktoberfest eigentlich gut. Selbst wenn in den Zelten ab heuer ein striktes Qualm-Verbot herrscht, sind ihnen mit die schönsten Ausblicke vergönnt: Auf den Raucher-Balkonen im ersten Stock liegt einem die Wiesn zu Füßen.
Einen der spektakulärsten Blicke haben die Raucher von der überdachten 85 Quadratmeter-Fläche in Kufflers Weinzelt: Das Riesenrad rechts, der Looping links, vor einem die Wohnwagen und Buden der Schausteller. „Ach ja, hier lässt sich’s ganz gut aushalten”, sagt Wirt Stephan Kuffler, als die AZ ihn zum Proberauchen trifft. Bilder hängen an den Wänden, Hirschgeweihe begrüßen einem am Eingang. „Keine Anspielung auf die Schädlichkeit des Rauchens ”, sagt Zigarren-Fan Kuffler noch schnell. 50000 Euro hat ihn der Balkon gekostet. Direkten Umsatz macht er damit aber nicht – er ist ein Service an die Gäste. „Getränke dürfen nicht mit nach draußen.” Da sei man streng.
Ebenso wie beim Rauchverbot. Die Wirte sind verpflichtet für eine nikotinfreie Luft zu sorgen, sonst drohen ihnen Geldstrafen vom KVR. „Wer das nicht einhält, riskiert sein Zelt und seine Existenz in der Gastronomie", warnt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Für den Gast bedeutet das: Im schlimmsten Fall fliegt er aus dem Zelt.
Einen riesigen Balkon hat neben dem Weinzelt auch die Fischer Vroni auf ihrer Rückseite. Von dort schauen 300 Gäste auf den Spielplatz am Bavariaring. Im Hippodrom passen 200 Leute auf den Balkon, der bereits 2010 erfolgreich getestet wurde.
Andere Wirte wandeln ihre bisherigen Zierbalkone in Raucheremporen um. Im Schottenhamel wurde diese zum Begehen freigegeben. Auch bei Hofbräu, Löwenbräu, Augustiner sowie dem Hacker- und Armbrustschützen-Zelt gibt es überdachte Raucherbereiche. In Käfers Wies’n- Schänke qualmen die Promis wie im Vorjahr vor den Toiletten im ersten Stock – oder eben im Schänken-Garten. So macht es auch Edi Reinbold vom Schützenzelt: Der Garten wird für Raucher abgesperrt, zusätzlich können sie auf den Balkon im ersten Stock gehen. Mit Blick auf die Bavaria. Bereits 2010 habe das wunderbar geklappt, sagt Reinbold.
Bräurosl und Winzerer Fähndl, die keine Balkon-Lösung haben, werden wieder mit Einlassbändchen oder Marken arbeiten. So kommen die Gäste nach ihrer Kippe auch wieder ins Zelt.