Der Schichtl im Interview: "2006 habe ich das Bier sogar günstiger verkauft als 2005" - So rechtfertigt der Schausteller seine kuriose Bierpreis-Strategie

München - Zur Mittagswiesn ist’s beim Schichtl voll – und während die Gäste Hendl spachteln und ein Bier für 10,70 Euro trinken, macht sich der Schichtl für seinen Auftritt bereit. Manfred Schauer heißt er ja eigentlich, aber hier kennt und duzt ihn jeder und wer ihn nicht kennt, duzt ihn und nennt ihn Schichtl. Kurz vor seiner ersten Vorstellung nimmt sich Schauer hinter der Bühne beim Wohnwagen kurz Zeit für ein Interview, während seine Schlangenfrau sich aufwärmt und der Henker die Guillotine schärft.
AZ: Schichtl, du hast das günstigste Bier der Wiesn in deinem Zelt. Wie kommt’s?
Manfred Schauer: Kalkulation.
Kalkulieren die anderen Wirte dann falsch oder sind sie zu raffgierig?
Das würde ich beides nie sagen. Jeder soll tun, wie er will und jeder hat seine Kostenstruktur.
Du hast ja einerseits das Zelt und anderseits das Varieté. Zahlst du deshalb weniger als die anderen Wirte?
Naa. Fürs Varieté zahle ich weniger, aber fürs Wirtshaus volle Kanne Umsatzpacht. Aber ohne die Gastronomie gäb’s den Schichtl nicht mehr.
Aber wie kommt’s dann, dass du das günstigste Bier hast?
Schau, 2006 habe ich das Bier sogar günstiger verkauft als 2005. Das war eine Geste an meine Gäste und ein Test, ob man das überleben kann. Und sieh’ da: Man kann!
Aber wie?
Die Leute kommen zu mir, weil sie den Schichtl schätzen. Und so geht’s.
Hilft nicht auch die Stadt a bisserl nach? Schichtls Original-Zauber-Spezialitäten-Theater gibt’s ja schon seit 1869.
Es wäre Sache der Stadt, sich a bisserl mehr um alte Geschäfte wie meins zu kümmern. Ich beschäftige zehn Leute, die hier hart arbeiten und 25 Vorstellungen am Tag machen. Jedes Jahr haben wir garantiert ein neues Programm! Schreib das dick und fett rein. Heuer ist unser Programm so gut wie nie, ich versprech’s.
Almauftrieb im Käferzelt: Promis trotzen Sturm Fabienne
Okay.
Wir leben vom Laufpublikum und stehen seit Jahren in dieser Toplage, wo kein anderer hin will. Glaubst, mich hat mal einer gefragt, ob ich auf die Oide Wiesn will?
Nein?
Fragt niemand. Dabei feiern wir nächstes Jahr 150 Jahre Schichtl. Aber ich sehe mich in der Verantwortung, für meine Leute und für mein Publikum.
Und beim Bierpreis?
Der passt für mich und für die Gäste auch.
Sehen Sie hier: Alle Zelte, alle Preise: So teuer ist die Maß auf der Wiesn