Das Oktoberfest und die Umsatzpacht: Schaustellersprecher poltert los

Umsatzpacht auf der Wiesn: Münchens OB Dieter Reiter zweifelt, der Sprecher der Schausteller poltert.
von  Jasmin Menrad, Felix Müller
Auf der Wiesn läuft das Geschäft.
Auf der Wiesn läuft das Geschäft. © dpa/Tobias Hase

München - Wenn Sie eine Maß Bier auf der Wiesn trinken, klingelt beim Wirt die Kasse: Umsatz nennt sich das. Davon bekommt die Stadt seit 2017 7,8 Prozent Umsatzpacht. Doch schon vier Wirte haben bei dieser Umsatzpacht falsche Angaben gemacht – zu ihren Gunsten natürlich. Wiggerl Hagn verrechnete sich in seinem Löwenbräuzelt um 2,2 Millionen Euro.

Nachdem die Stadt einen externen Wirtschaftsprüfer für alle 14 große Wiesnzelte bestellt hatte, meldeten sich drei weitere Wiesnwirte, die sich verrechnet hatten: Während die großen Wirte zusammenhalten und von einer komplizierten Abrechnung sprechen, bei der nicht alles ganz so klar sei, wundern sich viele andere Wiesnbeschicker.

"Solche Fehler sind unverständlich."

Einer, der offen spricht, ist Edmund Radlinger vom Münchner Weißbiergarten und Schaustellersprecher. "Die großen Wiesnwirte haben hochkarätige Berater, da sind solche Fehler unverständlich." Falls es die großen Festwirte und ihre Steuerberater nicht verstanden haben, erklärt er’s nochmal: "Was ich auf der Wiesn verkaufe, muss ich melden. Wenn ich a Semmel verkauf’, ist das Umsatz. Das steht auch eindeutig in der Ausschreibung."

Auch im Rathaus brodelt das Thema weiter. Nach AZ-Informationen wird sich am Dienstag der "Interfraktionelle Arbeitskreis" damit befassen. Hier versucht man, parteiübegreifend und ohne Öffentlichkeit Kompromisse vorzubereiten, die dann später im Stadtrat lange, mühsame Debatten verhindern helfen.

OB Dieter Reiter (SPD) nicht überzeugt von Umsatzpacht

Mit einem Durchbruch zu dem Thema rechnen Insider nicht. "Wir haben einfach überhaupt noch keine Basis, auf der man etwas entscheiden könnten, wir wissen viel zu wenig", heißt es.

OB Dieter Reiter (SPD) zweifelt an der Umsatzpacht: "Die Nachmeldungen zeigen offensichtlich, dass es nicht ganz falsch war, eine Prüfung aller Abrechnungen zu veranlassen. Bevor ich mir aber ein Urteil darüber erlaube, wieso bestimmte Umsätze nicht angegeben wurden und ob das neue Abrechnungssystem vielleicht missverständlich formuliert ist, werde ich das Ergebnis der Prüfung abwarten.

Grundsätzlich war und bin ich vom System der Umsatzpacht nicht überzeugt, weil sie in der Abrechnung sehr kompliziert und aufwendig ist. Aber egal welche Abrechnungsart wir wählen, die entstehenden Kosten müssen auch in Zukunft diejenigen bezahlen, die auf der Wiesn gut Geld verdienen!"

 

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