"Das ist keine Demo": So steht es um die Sicherheit auf dem Oktoberfest in München

München - Droben auf der Theresienhöhe steht eine Burg. Keine steinerne Festung. Aber doch ein Bau, der versteckt hinter grünen Hecken und hohen Bäumen dem Schutz dient. Es gibt dort keinen Schutzwall, dafür aber einen blickdichten Zaun aus Metall. Und nur das kleine Schild, das daran befestigt wurde, verrät, wer hier der Burgherr ist: die Sicherheitsfirma Securitas.
"Das ist unsere Containerburg", sagt Ulf Tiedemann von Securitas über die übereinander gestapelten Container hinter dem Zaun. "Mit 1.400 Mitarbeitern sind wir der größte Dienstleister auf der Wiesn", sagt er. Die Containerburg ist ihre zentrale Anlaufstelle in der Nähe des Festgeländes. Hier können die Mitarbeiter essen, Material abholen – oder einfach kurz Pause machen von dem Trubel, der nebenan auf der Theresienwiese herrscht.
Gute Stimmung beim Sicherheitsdienst auf dem Oktoberfest in München
Und die benötigt es durchaus, denn die Aufgaben der Mitarbeiter sind vielfältig und verantwortungsvoll: Taschenkontrollen, die Lenkung des Besucherverkehrs rund um die U-Bahnhöfe, die Kontrolle des Lieferverkehrs und nächtliche Streifzüge. Alles zu einem Zweck: Sicherheit auf der Wiesn.

Überdachte Bierbank-Garnituren stehen neben dem Container, in dem sich die Kantine befindet. Putengeschnetzeltes in Rahm mit Nudeln oder Rotes Curry mit Kokos, Gemüse und Reis stehen zur Wahl. "Es gibt jeden Tag wechselnd zwei Gerichte, vegetarisch und Geflügel."
Auch ein Salat-Buffet, Obst, Getränke aller Art und Schokoriegel stehen für die Mitarbeiter bereit. Und es scheint ihnen zu schmecken, am Montag um kurz vor 12 Uhr: Etwa 40 sitzen auf den Bierbänken, essen, trinken – und lachen, die Stimmung ist gut.

Sicherheitsfirma Securitas auf der Wiesn: Die Mitarbeiter kommen aus ganz Deutschland
Hier sitzt auch Hannes Lobeth, der extra aus Berlin nach München gekommen ist und bei der Besucherlenkung hilft. "Ich arbeite dieses Jahr zum zweiten Mal auf der Wiesn", erzählt er. "Weil es ein positiver Stress ist, der für Abwechslung in meinem Alltag sorgt." Normalerweise arbeite er in Berlin im Bundespresseamt.

"Wir sind super aufgestellt", sagt Tiedemann, "die Leute kommen aus ganz Deutschland." Gute Stimmung, genug Arbeitskräfte – eigentlich erstaunlich in Zeiten von Personalmangel. Tiedemann erklärt sich das so: "Es schweißt enorm zusammen, wenn man in so großen Gruppen zusammenarbeitet."
Die Mitarbeiter schlafen gemeinsam im Hotel und trinken zusammen ein Feierabendbier, so der Marketing-Chef von Securitas. "Hinzu kommt, dass das Oktoberfest insgesamt eine recht friedliche Veranstaltung ist. Das ist keine Demo."
Kontrollen vor dem Oktoberfest-Gelände: Geschaut wird nach "waffenähnlichen Gegenständen"
Neben dem Kantinen-Container steht der Material-Container. Hier gibt es alles, was die Mitarbeiter an Ausstattung benötigen: leuchtend gelbe Westen, Poloshirts, Hosen, Vliesjacken, Käppis und Funkgeräte. Heute gehen hauptsächlich Regenponchos über die Theke – unterstellen können sich die Mitarbeiter an den Einsatzorten kaum. Und die Einlasskontrolle muss auch im Regen weitergehen.

"Die Kollegen schauen nach waffenähnlichen Gegenständen, zum Beispiel nach Messern", sagt Tiedemann über die Taschenkontrolle am Eingang. Anders ist es beim Auslass: Dann achten die Mitarbeiter darauf, dass die Besucher keine Maßkrüge mitnehmen.
"Das ist ein Sicherheitsaspekt", erklärt der Marketing-Chef. So ein Maßkrug kann eben auch zur Waffe werden – bereits am ersten Wiesn-Tag hat ein Zeltbesucher heuer eine Bedienung durch einen Schlag mit einem Krug am Kopf verletzt.
Die Absprache zwischen der Wiesn-Sicherheitsfirma und der Polizei ist eng
Abends, wenn die Besucher nicht mehr nüchtern sind, sei das Risiko für Auseinandersetzungen höher, sagt Tiedemann. Da kann es schon mal zu brenzligen Situationen kommen, wenn die Besucher das Festgelände verlassen. Aber die Sicherheitskräfte wissen, was in solchen Fällen zu tun ist. "Die Mitarbeiter haben alle eine generelle Sicherheitsunterrichtung erhalten und eine Deeskalationsschulung gemacht. Sie wissen, wie man die Leute wieder runterbringt", so Tiedemann. Ein ruhiger Tonfall sei dann etwa gefragt.
"Gerade an den stark frequentierten Eingängen gibt es eine sehr enge Absprache mit der Polizei, die Kollegen sind immer in der Nähe und innerhalb von fünf bis zehn Sekunden vor Ort," so Tiedemann. Neben dem Material-Container befindet sich der letzte, aber wohl wichtigste Teil der Containerburg: Hier steht das Büro, in dem der "Troubleshooter" arbeitet. Es ist 24 Stunden am Tag besetzt und Mitarbeiter können sich mit Problemen aller Art an ihn wenden.

"Einmal hat sich ein Kollege hier darüber beschwert, dass die Bananen noch grün sind", erzählt Tiedemann schmunzelnd. "Wenn das allerdings das einzige Problem ist, werten wir das als gutes Zeichen", sagt der Marketing-Chef der Sicherheitsfirma. Dann ist die Mittagspause vorbei und viele der Mitarbeiter – vorwiegend Männer – machen sich wieder auf den Weg zu ihren Positionen auf dem Festgelände. Um für eine friedliche Wiesn zu sorgen.