Das beste Fest der Welt – auf dem jeder seinen Platz findet

Laura Kaufmann, AZ-Wiesnreporterin, zieht eine persönliche Bilanz vom Oktoberfest 2013.
Wer nicht selbst auf die Wiesn geht, sieht nur das, was sie hinterlässt: Müll, Erbrochenes, torkelnde Touristen. Kein schöner Anblick und für Anwohner ein verständliches Ärgernis. Das einzige, was dieses Ärgernis lindert, ist: Selbst Teil dieses Festes zu werden – denn für Menschen aus aller Welt ist die Wiesn nichts anderes als das beste Fest der Welt. So viele Leute strömen hierher, um Spaß zu haben, dass es an ein Wunder grenzt, wie wenig hier passiert. Und kaum ist die Wiesn vorbei, wird München wieder zum sauber geschleckten Großstadt-Dorf.
Wer die Wiesn als Proll-Sauf-Fest verschreit, der war heuer nicht da. Wohl jeder findet hier etwas, das ihm Freude bereitet. Für viele ist das die Party in den Bierburgen, für die die Wiesn berühmt und berüchtigt ist. Aber ganz anders geht es im Velodrom auf der Oidn Wiesn zu: Da sitzen 80-plus-Stammtische bei Kaffee und Datschi gemütlich zusammen und Schafkopfen, während im Rondell vergnügte Kinder auf Fahrgeräten strampeln. Wer den Nervenkitzel liebt, klappert die Fahrgeschäfte in der Schaustellerstraße ab, wer sich amüsieren will, gesellt sich zum Schichtl oder stellt sich ins Teufelsrad.
Kaum Regen, der stets für Stress sorgt, und die Oide Wiesn, die das Fest angenehm entzerrt, haben die Wiesn heuer zu einem verhältnismäßig entspannten und besonders schönem Erlebnis gemacht. Die Wiesn ist ein Mikrokosmos, der einem im Minutentakt komische, skurrile, tragische und rührende Szenen vor Augen führt.
Wer das Leben und seine Geschichten liebt, sieht in dieser Zeltstadt eine gigantische Spielwiese. Seinen eigenen Platz darin muss man nur finden wollen.