Bierpreis auf Oktoberfest 2017: So viel kostet eine Wiesn-Maß dieses Jahr
München - Was war das nicht für ein absurder Streit um den Bierpreis dieses Frühjahr? Wiesn-Chef Josef Schmid entdeckte als CSUler plötzlich den Sozialismus für sich und wollte den Preis für eine Maß bei 10,70 Euro deckeln. Die SPD zeigte sich widerspenstig, gab sich als Verteidigerin der freien Marktwirtschaft und lehnte staatliche Eingriffe rigoros ab.
Zwar haben die Wiesn-Wirte noch bis kommenden Montag Zeit, der Stadt ihre Preise zu melden. Erst dann wird man endgültig sagen können, ob das langwierige Vorgeplänkel irgendwelche Auswirkungen hatte. Gestern sickerten nun aber schon einmal die ersten Preise durch.
Die Deutsche-Presse-Agentur will mit Berufung auf Informationen aus Wiesn-Kreisen erfahren haben, dass der Höchstpreis dieses Jahr bei 10,95 Euro liegen wird. Die Maß wäre dann im Schnitt zwar wohl 25 Cent teurer als vergangenes Jahr. Die vielfach beschworene Elf-Euro-Marke hätte der Bierpreis damit aber noch nicht geknackt.
Uneinigkeit im Stadtrat
Im Stadtrat ist man sich uneins, wie dieses Ergebnis zu bewerten ist. Wiesn-Chef Schmid klingt insgesamt eher unglücklich. "Es war klar, dass sich die Bierpreisspirale jetzt weiter fröhlich nach oben schraubt", schimpft er. Genau das habe er mit seiner Bierpreisbremse verhindern wollen.
Schmid schiebt den Schwarzen Peter dabei den anderen Fraktionen im Rathaus zu. Den Anstieg zu verantworten hätten nun all diejenigen, die sich im Stadtrat gegen seinen Vorschlag ge–stemmt hätten, sagt er. "Leidtragende sind nun leider die Wiesn-Besucher", so Schmid.
CSU-Chef Manuel Pretzl schlägt in dieselbe Kerbe. "Diese Bierpreiserhöhung haben die Münchner der SPD, den Grünen und nicht zuletzt dem Oberbürgermeister zu verdanken", stichelt er. In den nächsten Jahren würden nun sicher weitere "Reiter-Aufschläge" auf den Maßpreis folgen. "Wer sich jetzt darüber freut, dass der Maßpreis noch unter elf Euro liegt, hat die Gefühlslage dieser Stadt nicht verstanden", so Pretzl.
Woher kommen die Informationen
Bei der SPD will man das nicht auf sich sitzenlassen. Dort fragt man sich zudem, wer die Informationen schon wieder durchgestochen hat? Helmut Schmid, der ehemalige Wiesn-Stadtrat der SPD, hat da seinen Namensvetter im Verdacht. Statt schon wieder zuerst die Presse zu informieren, solle Wiesn-Chef Schmid lieber mal im Stadtrat die Fakten auf den Tisch legen, sagt er. Dort wisse man nämlich noch von gar nichts. "Schon ein merkwürdiges Verfahren", so der SPDler Helmut Schmid.
Natürlich kommen als Informanten aber auch die Wiesn-Wirte selbst in Frage. Die stehen nach Teuerungsraten von zuletzt immer 30 Cent pro Jahr nun schließlich so da, als hätten sie sich heuer selbst eine kleine Bierpreisbremse auferlegt. Wirte-Sprecher Toni Roiderer aber wiegelt ab.
Er kenne noch nicht einmal selbst alle Preise, sagt Roiderer. Es würde ihn aber freuen, wenn der Maßpreis in allen Zelten unter elf Euro bleiben würde. "Dann sieht man nämlich, dass man die Wirte nicht regulieren muss", so Roiderer. "Wir können auch selbst vernünftige Entscheidungen treffen." Und außerdem: knapp elf Euro? Bei dem, was in den Zelten dafür geboten werde, würden die Münchner das auch gerne zahlen.
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