Bier-Branche kontert: "Das ist eine Extremstudie"
München - Viel Bier, schnell gekippt, verursacht Herzrhythmus-Störungen. Das haben zwei Kardiologen der Uniklinik in Großhadern gerade belegt (AZ berichtete).
Auf der Wiesn untersuchten sie Bierzelt-Gäste mit Pegel. Mitten im Zelt-Trubel, Musiklärm und Bierdunst schrieben zwei Ärzte mit zwei Medizin-Studentinnen über 3.000 EKGs (Elektrokardiogramme) von Wiensbesuchern auf – über ein neuartiges Smartphone mit Elektroden.
Das Ergebnis ihrer Studie: "Wiesn-Bier macht herzkrank". Walter König, Sprecher des Bayerischen Brauerbundes, ist mit dieser AZ-Schlagzeile von Mittwoch nicht einverstanden: "Das ist viel zu reißerisch. Bier ist ein emotionales Produkt. Es berührt die bayerische Volksseele", sagt er. Im Interview erklärt er, wie er es sieht.
AZ: Herr König, Sie kritisieren die Machart der medizinischen Studie mit 3.028 Wiesngästen.
WALTER KÖNIG: Das ist eine Extremstudie, die nicht aufs Bier allgemein bezogen dargestellt werden darf. Die Wissenschaftler haben keine klassische Bevölkerungs-Stichprobe genommen, sondern Betrunkene herausgepickt, zum Teil mit hohen Promillepegeln, fast an der Grenze zur Alkoholvergiftung. Das geht nicht.
Die Kardiologen wollten den Puls einmal während des Trinkens testen, nicht später nüchtern in der Arztpraxis. Das ist doch legitim, oder?
Wenn man Leute herausgreift, die nicht mehr gerade stehen können, dann ist das Ergebnis vorherzusehen. So kann man eine Störung nachweisen. Aber die Wiesn ist ein Ausnahmefest und die Untersuchten sind die Spitze des Eisbergs.
Die Studie sei nicht aus dem Leben gegriffen, sagen Sie.
Man muss die Situation auf dem Oktoberfest als Übertreibung begreifen. Es gibt hier einen gewissen Anteil an Missbrauchsfällen. Dadurch wird ein Getränk an den Pranger gestellt, das in der Regel bewusst und moderat konsumiert wird. Für 99, 9 Prozent der Bayern ist Bier ein Genuss- und Kulturgut.
Der Bayerische Brauerbund sammelt selbst die internationalen Erkenntnisse über Alkohol und Gesundheit.
Wir interessieren uns für das French Paradoxon, dass das tägliche Gläschen Bier sich positiv auf den Cholesterinspiegel und das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Mit der Präventionskampagne "Bier bewusst genießen" klären wir über die Wirkung von Alkohol auf den menschlichen Körper auf.
Alkohol-Missbauch ist dabei nicht Ihr Thema?
Wir informieren schon über Alkohol in der Schwangerschaft und im Straßenverkehr, sind aber natürlich keine Suchtberatungsstelle. Die Bayerische Brauwirtschaft produziert ein Lebensmittel, das ein Kulturgut ist.
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