Bank-Domino – ein anstrengendes Spiel
Für mich muss Wiesn nicht jeden Tag Bank-Getanze sein, im Gegenteil. Jeden Tag Wiesn – da hat man es gern mal gemütlich. Aber ich habe Freunde, die gehen selten. Und wenn sie dann draußen sind, wollen sie Wiesn pur erleben.
Also: nüchtern abends ins Hackerzelt. Ins Schiff. Da, wo seit langen Stunden eine Party läuft, die jetzt ihren Höhepunkt erlebt, den zuckenden, kreischenden Zelt-Orgasmus. I will survive. Wir bahnen uns also unseren Weg zum Wiesnbier und kurz auf eine Bank. Und schon werden wir runtergekegelt von einer Kickboxerin: Sie fällt auf uns drauf – und wir wieder von der Bank. An der Kickboxerin ist noch alles dran, sie ist ziemlich klein und kompakt. Vier Bier hat sie intus, sagt sie, und was sie sagt, ist so klar, als würde sie an jedem anderen Abend sechs trinken. Sie sagt aber erstaunlich viel doppelt, und weil es auch nicht gut riecht, wechseln wir den Gang.
Das ist weniger leicht, als es klingt, in etwa so, als würde man bei Orkan durch einen Wald fahren. Die Leute kippen von den Bänken wie Dominosteine. Jetzt wieder jemand, und er hat einen anderen mitgerissen, dessen Fuß seltsam verklemmt zwischen zwei Bänken steckt. Aber er lacht noch.
Die Männer am Tisch tragen Hawaiihemden zu ihren Lederhosen, und der eine hat beim Zuprosten gerade seinen Krug zerschlagen, die Scherben sind in alle umliegenden Biere geflogen. Ein anderer schafft es, beim Zuprosten seine komplette Maß über den Tisch zu schütten. Der, der gerade auf dem Tisch tanzt, dem werden dabei liebevoll die Schnürsenkel gebunden. Rührend.
Wir klettern wieder auf eine Bank, „ist vielleicht sicherer hier oben“, sage ich noch. Da fällt mir meine Freundin quer über den Tisch in die Arme. Ihr ist jemand in den Rücken gestolpert. Wir üben das noch, das Bank-Domino.
