Amor Aloisius: Diese Wiesn-Liebe hält ewig

 
von  Laura Kaufmann
Aus einer Wiesn-Liebe ist eine große Familie geworden: Die Drahtmüllers mit Tochter Susanne (vorne links), Sohn Robert (blaue Weste), deren Partnern und den Enkelkindern im Hofbräuzelt.
Aus einer Wiesn-Liebe ist eine große Familie geworden: Die Drahtmüllers mit Tochter Susanne (vorne links), Sohn Robert (blaue Weste), deren Partnern und den Enkelkindern im Hofbräuzelt. © B.Wackerbauer

Renate und Heinz Drahtmüller haben sich vor 54 Jahren im Hofbräu-Zelt kennen gelernt.

München - Die Fischerin vom Bodensee“ hat die Band damals gespielt, das weiß Renate Drahtmüller noch wie heute. Damals, vor 54 Jahren, als sie genau wie heute im Hofbräuzelt saß, oben auf der Galerie, und einen feschen jungen Herrn kennen lernte, über den sie später zu ihrer Freundin sagte: „Heut hab’ ich den Mann kennen gelernt, den ich mal heiraten werd’!“

Sie hat recht behalten. Heute sitzt die 71-Jährige im Hofbräuzelt, um diesen Tag zu feiern, mit den zwei Kindern und vier Enkelkindern, von denen die Älteste heuer Abitur gemacht hat. „Der Bruder von meiner Frau und ein Freund von mir kannten sich“, sagt Heinz Drahtmüller. So kamen die beiden im Hofbräuzelt ins Gespräch. „Seine Ausstrahlung, sein Lachen, einfach alles hat mir gefallen“, sagt Renate Drahtmüller, „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.“ Trotzdem sagt sie erstmal Nein, als Heinz sie zum Achterbahnfahren auffordern will: „Meine Mutter hatte mir eingeprägt, dass man als anständiges Madl immer erst Nein sagt.“

Aber Heinz lässt nicht locker: Ihm gefällt die natürliche, unkomplizierte Art der Blondine. Renate, damals noch Pfitzner, geht dann doch mit. „Wir haben durchgeküsst bis zum Schluss“, sagt sie lächelnd. Es folgt eine Beziehung, die nicht immer leicht ist: „Ich liebe dich, aber ich hab’ dich zu früh kennen gelernt“, sagt Heinz oft zu seiner Renate. Denn er liebt auch die Musik, spielt Akkordeon in einer Band, und wenn Renate derweil tanzen geht, ist er eifersüchtig.

Irgendwann sagt er zu ihr: „Immer streiten wir – entweder wir heiraten jetzt oder wir gehen auseinander.“ Sie heiraten: Traditionell, mit Hochzeitskutsche, in der Achatzkirche mit Fest im Sendlinger Weinbauer. Dort, in Sendling, hat das frisch vermählte Paar am Tage seiner Hochzeit auch eine bezahlbare Wohnung gefunden, „das war damals schon furchtbar schwer“, sagt der 72-Jährige.

Es ist so schön mit seiner Renate, dass ihn Musik und Kneipenabende gar nicht mehr reizen. Es folgen Flitterwochen am Bodensee, ein Sohn, Robert, eine Tochter, Susanne. Gerade, im Juli, haben die beiden Goldene Hochzeit gefeiert – zu zweit in einem schönen Hotel in Ligurien, später mit der Familie. „Es gibt Paare, die sagen, sie sind überhaupt nicht unterschiedlich und streiten nie“, sagt Heinz. „Aber dann hat man sich doch nichts mehr zu sagen.“

Renate und Heinz Drahtmüller haben sich noch viel zu sagen. Sie gehen auch gern radln, skifahren, schwimmen, sind viel in Italien – und mindestens einmal im Jahr bummeln sie gemeinsam über die Wiesn. Jedes Jahr aufs neue schenkt Heinz Renate da ein Herz.

 

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