Als die Maß noch 1069 Kubikzentimeter hatte

Der Keferloher gilt als der Urgoßvater aller Bierkrüge. Er bricht schnell entzwei. Das ist kein Makel, sondern so gewollt – mit Blick auf Schlägereien.
Judith Eisinger |
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Tönern und nur einmal gebrannt: So schaut er aus, der Keferloher.
imago Tönern und nur einmal gebrannt: So schaut er aus, der Keferloher.

München, Grasbrunn - Billig, schnell zu produzieren und leicht zerbrechlich – was klingt wie das Klischee von „Made in China“, sind aber die Ansprüche, die der Urgroßvater aller bayerischen Maßkrüge erfüllen musste. Grund dafür: Die zahllosen Maßkrugschlägereien auf dem Keferloher Markt, dem einstmals größten Bierfest im Lande.

Es musste also ein Gefäß her, das für solche Anlässe optimal geeignet war. Aus leichtem Ton, einmal gebrannt und nur von innen glasiert entstand so der original Keferloher Maßkrug.

Er war schnell und billig herzustellen, weil die Hersteller ihn nur einmal brannten und an der Glasur sparten. Der Ton kam aus der Umgebung, er war leicht und zerbrach deshalb schneller. So wollte man verhindern, dass in Rage geratene Bierselige den Krug womöglich gleich mehrmals als schlagkräftiges Argument einsetzen konnten.

Zu viel Aufwand, zu wenig Geld: War’s das für den Keferloher Montag?

Mehr als nur ein Liter - der Ur-Maßkrug

Bei Ausgrabungen im Jahr 2000 entdeckte man Reste des Ur-Maßkruges auf den Bierschlachtfeldern rund um den alten Markt. So begann die Rekonstruktion des original bayrischen Keferlohers. Sein Fassungsvermögen betrug übrigens 1069 Kubikzentimeter – erst 1871, nach der Gründung des Deutschen Reiches, wurde der preußische Liter mit 1000 Kubikzentimetern eingeführt.

Im 19. Jahrhundert setzte sich der etwas stabilere Steinzeug-Maßkrug durch, der im Westerwald hergestellt wurde. Heute ist der original Keferloher eine Rarität. Der Förderverein der Keferloher Freunde lassen ihre Krüge speziell anfertigen – für 220 Euro das Stück.

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Der Krug hält das Bier kühler als seine Nachfolger

Eine stolze Summe, für die der Maßkrug von Hand gefertigt und mit einer Seriennummer und einem Zertifikat versehen wird.

Vereinschef Klaus Rieger jedenfalls ist von den Vorzügen des Traditionskruges überzeugt. „Da der Keferloher nicht vollständig glasiert ist, kommt einem die Verdunstungskälte zugute“, erklärt er. „20 Minuten nach dem Ausschenken ist das Bier im original Keferloher vier bis fünf Grad kälter als im Steinzeug-Maßkrug.“ Rieger trinkt sein Bier deshalb am liebsten aus dem Keferloher. „Vom Glaskrug brauchen wir gar nicht erst reden.“

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