Alles zur Halbzeitbilanz: Mehr Feier-Wiesn, aber weniger Ärger

3,6 Millionen Besucher, die mehr Party machen, mehr trinken, mehr essen, aber weniger aus der Rolle fallen. Polizei und Rettungsdienst wird's trotzdem nicht langweilig auf der Wiesn.
Ralph Hub
Ralph Hub,
Julia Wohlgeschaffen
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Sobald es auf der Wiesn dunkel wird und der Alkoholpegel bei den Besuchern ansteigt, gibt es auch für die Beamtinnen und Beamten der Wiesnwache immer mehr zu tun.  Imago
Sobald es auf der Wiesn dunkel wird und der Alkoholpegel bei den Besuchern ansteigt, gibt es auch für die Beamtinnen und Beamten der Wiesnwache immer mehr zu tun. Imago © Imago

Halbzeit auf dem größten Volksfest der Welt und man sieht eigentlich nur zufriedene Gesichter. Die Polizei meldete in der ersten Festwoche etwa 30 Prozent weniger Straftaten als noch im Vorjahr. Die Wiesn laufe "friedlich und freundlich", heißt es bei Polizei, Aicher-Ambulanz und Feuerwehr. Viel Sonne, wenig Regen und warme Temperaturen haben zur guten Stimmung beigetragen.

Ein Drittel weniger Straftaten registriert

Die Wienswache registrierte in der ersten Festwoche 317 Straftaten - deutlich weniger als die 479 Fälle aus dem Vorjahreszeitraum. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen mit stärkeren Eingangskontrollen stießen bei Gästen auf große Akzeptanz.

Die Zahl der Einsätze auf der Wiesn ist gestiegen auf 901 (2023: 838). Das lag vor allem daran, dass Festbesucher schneller Alarm schlagen, wenn sie verdächtige Beobachtungen auf dem Gelände machen.

Oktoberfest 2023: Polizeibeamte der Wiesn-Streife tragen einen betrunkenen Randalierer hinter einem Bierzelt weg.  Foto: dpa
Oktoberfest 2023: Polizeibeamte der Wiesn-Streife tragen einen betrunkenen Randalierer hinter einem Bierzelt weg. Foto: dpa © dpa

Weniger Maßkrugschlägereien, weniger Übernachtungen in der Ausnüchterungszelle

Ein paar entspannende Stunden in den Ausnüchterungszellen der Wiesnwache verbrachten 101 betrunkene Männer (2023: 111). 84 Schlägereien wurden angezeigt (2023: 130 Körperverletzungen). Acht Mal gab es Maßkrugschlägereien (2023: 44). Am Freitagabend schlug ein Niederländer (44) einen Bierkrug einem 33-jährigen Schweizer im Löwenbräuzelt auf den Kopf. Die beiden Männer waren vorher von der Bierbank gefallen.

Verletzte Polizisten gab es sechs, zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 13 Beamte.

Mehr Kokain, weniger Anzeigen wegen Cannabis

Drogenverstöße wurden 59 angezeigt. Darunter auch der Konzertveranstalter Klaus Leutgeb, der von Drogenfahndern in Käfers Wiesn-Schänke am ersten Wochenende mit zwei Briefchen Kokain erwischt wurde. Cannabisverstöße gab es wegen der Legalisierung deutlich weniger, angezeigt wurden 15 Verstöße.

Weniger sexuelle Übergriffe auf der Wiesn

31 Sexualdelikte wurden auf der Wiesnwache angezeigt (2023: 34). Darunter sind auch zwei Vergewaltigungen. Im "Dschungelcamp" soll ein Mitarbeiter (34) des Sicherheitsdienstes des Laufgeschäfts einer 22-Jährige aus der Grafschaft Somerset im Südwesten Englands mit der Hand in den Intimbereich gefasst haben.

Eine weitere Vergewaltigung zeigte eine Frau am Wochenende an. Sie habe in einem Bierzelt mit einem Mann am Tisch gesessen und gefeiert. Gegen 21 Uhr habe er sie auf der Toilette in einer Kabine zum Sex gezwungen, gab das Opfer einen Tag später an. Die Polizei bestätigte am Sonntag die Anzeige. "Es sind noch weitere Ermittlungen notwendig", sagte Polizeisprecher Andreas Franken.

Upskirting – Mit dem Handy unter den Rock fotografiert

Sechs Männer wurden beim "Upskirting" erwischt, dabei filmen oder fotografieren die Täter mit ihren Handys unter die Dirndl von Frauen. Zwei Italiener (46 und 49) wurden am Freitag im Armbrustschützenzelt erwischt, als sie zwei jungen Frauen (18 und 19) unters Dirndl fotografierten. Die Männer zahlten jeweils 500 Euro.

Manager muss 20.000 Euro bezahlen

Richtig teuer wurde es für einen türkischen Manager. Der 44-jährige CEO (Chief Executive Officer/ Geschäftsführer) hatte am Freitagabend in der Wirtsbudenstraße einer 18-Jährigen aus dem Landkreis Starnberg an den Po gegrapscht. Der Mann wurde angezeigt und musste als Sicherheitsleistung 20.000 Euro hinterlegen. Insgesamt zahlten ausländische Wiesn-Touristen laut Polizei 170.000 Euro als Sicherheitsleistungen.

Security aus dem Hofbräuzelt: Ermittlung wegen Körperverletzung

Hinter dieser Sichtschutzwand beim Hofbräu-Zelt soll der Gast aus den Niederlanden von einem Sicherheitsmann geschlagen worden sein.
Hinter dieser Sichtschutzwand beim Hofbräu-Zelt soll der Gast aus den Niederlanden von einem Sicherheitsmann geschlagen worden sein.

Ermittelt wird auch gegen einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes im Hofbräuzelt. Es geht um vorsätzliche Körperverletzung. Der Mann soll einen Wiesn-Fan aus den Niederlanden am Samstag hinter eine Sichtschutzwand gezerrt und dort geschlagen haben, wie eine Zeugin berichtete. Die Polizei bestätigte, dass eine entsprechende Anzeige vorliegt. Demnach hat der Niederländer eine Bedienung angerempelt, worauf ein Schnitzel mit Preiselbeeren zu Boden ging. Der Gast sollte bezahlen. Der Sicherheitsmann soll gesagt haben, das kläre man hinter dem Zaun.

Die Feuerwehr hatte bisher sechs Einsätze. Einmal ging es um verklemmte Handschellen bei einem Festgenommenen. In dem Fall half etwas Kriechöl.

Beim Sanitätsdienst Aicher-Ambulanz wurden bisher 3026 Patienten versorgt (2023: 3390), minus elf Prozent.

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  • gubr am 30.09.2024 07:44 Uhr / Bewertung:

    Heute wird sich um jede Kleinigkeit empört, massiv berichtet und die Polizei eingeschaltet. Gerade diese Berichterstattung bringt die entsprechende Klientel auf Gedanken, und da beziehe ich mich vor allem aufs Teufelsrad. Auch die Betreiberin hat klar gesagt, dass das Phänomen der Spanner aus der ersten Reihe, erst nach Corona zugenommen hat, was so ziemlich mit der Berichterstattung drüber übereinsmmt.
    Andere Straftaten wie Schlägereien gab es auch früher gelegentlich und die Typen wurden von der Security auch immer sehr schnell an die frische Luft gebracht.
    Und was heute gleich als Straftat wie sexuelle Belästigung gilt, ist auch eher durch die Medien gepusht, da ja inzwischen schon ein Blick eines Besoffenen als sexuelle Belästigung gilt. Früher hat das Frau selbst mit einer guten alten Watschn geregelt, wenn ihr jmd. auf den Sack ging und die Sache war schnell aus der Welt. Heute beschäftigt jede Kleinigkeit die Gerichte und die Medien können sich empören.

  • Salvator2000 am 29.09.2024 19:53 Uhr / Bewertung:

    Das sind 0.01 Prozent der Besucher die Straftaten begangen haben und von denen ein Großteil sicherlich alkoholisiert und somit teilweise enthemmt war. Das klingt doch nach einem sehr guten Wert und vermittelt den Eindruck dass sich der überwiegende Teil doch halbwegs zu benehmen weiß…

  • Witwe Bolte am 29.09.2024 21:22 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Salvator2000

    Diejenigen Männer(gruppen), die gewaltbereit sind und/oder mit dem Messer durch die Gegend rennen, gehn erst gar nicht auf d'Wiesn. Sie scheuen die Einlasskontrollen und die qualitativ hochwertigen Videokameras (auf Wiesn TV gibts gestochen scharfe Bilder).

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