Oktoberfest-Attentat: Karl-Heinz Hoffmann wieder im Fokus
München - Viele Jahre war es still um Karl-Heinz Hoffmann, den einstigen Chef der rechtsextremen, nach ihm benannten „Wehrsportgruppe“. Mit dem Kinofilm „Der blinde Fleck“, der erst vor ein paar Tagen auch im Fernsehen lief und die Hintergründe des Oktoberfest-Anschlags (13 Tote, über 200 Verletzte) im Jahr 1980 beleuchtet, rückte der politische Hardliner wieder ins Zwielicht einer diffusen Gemengelage. An diesem Samstag plant er im Münchner Stadtteil Ramersdorf sogar einen öffentlichen Auftritt.
Die Zielrichtung, die Hoffmann am frühen Samstagabend mit der „Kundgebung“ im Gasthaus „Zum fleißigen Gartler“ verfolgt, ist kein Geheimnis. Mit dem Oktoberfestanschlag, so seine altbekannte Botschaft, habe er nichts zu tun. Zum Beweis dafür hat er auf seiner Internetseite die Einstellungsverfügung der Bundesanwaltschaft veröffentlicht, die nach dem Attentat auf der Wiesn zwei Jahre lang gegen ihn ermittelte.
Mit der gleichen Vehemenz bestreitet er, dass der als Bombenleger identifizierte und selbst ums Leben gekommene Geologiestudent Gundolf Köhler ein Gefolgsmann von ihm gewesen sei. Die Bundesanwaltschaft, die gerade darüber nachdenkt, ob die Ermittlungen nicht neu aufrollt, sieht das anders, konnte aber bisher keine belastbaren Zusammenhänge zwischen der Wiesn-Bombe und der „Hoffmann-Truppe“ herstellen.
Der Münchner Rechtsanwalt Werner Dieterich, der eine ganze Reihe von Opfern vertritt, hat in seinem vor kurzem gestellten Antrag auf Wiederaufnahme der Ermittlungen auf die Aussage einer Zeugin hingewiesen, die eine Verbindung doch nahe legen könnte. Wie Markus Köhler, der Sprecher der Bundesanwaltschaft erklärte, sei aber nicht abzusehen, wann die Prüfung des Antrags abgeschlossen sei.
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Hoffmann, der wegen seiner extremistischen Umtriebe eine lange Haftstrafe verbüßen musste, wurde in der Vergangenheit nicht nur mit dem Oktoberfest-Attentat in Verbindung gebracht. Sein Name taucht zum Beispiel auch bei der Ermordung des jüdischen Verlegers Shlomo Levin und dessen Lebensgefährtin auf, die wenigen Wochen nach dem Anschlag auf der Wiesn in ihrem Haus in Erlangen ermordet wurden.
Als Todesschütze wurde Uwe Behrendt ermittelt, damals die „rechte Hand“ des WSG-Chefs. Eine direkte Beteiligung Hoffmanns konnte auch in diesem Fall nicht nachgewiesen werden.
Der Film „Der blinde Fleck“, in dem Hoffmann und seine „Wehrsportgruppe“ nicht gut wegkommen, basiert auf den Recherchen des Münchner Journalisten Ulrich Chaussey. Ihn hält der politische Rechtsaußen aus Ermreuth (Oberfranken) für einen Verschwörungstheoretiker, wie er in seiner Einladung für die Veranstaltung am Samstag kundtut.
Diese Einschätzung entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Hoffmann bedient sich auf seiner Homepage genau dem von ihm kritisierten Muster. Hans Langemann, zum Zeitpunkt des Bombenanschlags oberster Staatsschützer des Freistaates und in mehrere Affären verwickelt, ist nach Überzeugung Hoffmanns „hochgradig tatverdächtig“, möglicherweise der Auftraggeber des Attentats. Das schreibt er in einem Brief an die Bundesanwaltschaft, den er auch auf seiner Website veröffentlicht hat. Dort macht er sich zur Zeit auch über die Grünen lustig, die Mitte Dezember im Landtag eine Veranstaltung organisiert haben und ebenfalls auf die Hintergründe des Anschlags eingehen wollen.
„Wehrsportler“ Hoffmann dokumentiert genüsslich, dass er sich unter seinem vollen Namen für die Veranstaltung angemeldet und auch eine Einladungsbestätigung bekommen habe: „Wir freuen uns auf ihr Kommen.“ Der automatisierte Vorgang hielt allerdings nur wenige Stunden. Dann teilten ihm die Grünen mit, dass er aufgrund seines rechtsextremistischen Hintergrunds eine „persona non grata“ sei.