Oktoberfest-Attentat: Die Fakten

Nach 35 Jahren kommt durch eine neue Zeugin neuer Wind in die Ermittlungen zu Deutschlands blutigstem Terroranschlag. Die Fakten zum Wiesn-Attentat 1980.
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Wenige Minuten nach der Explosion: Ein Feuerwehrmann und Passanten versorgen einen der vielen Verletzten. Links oben: Attentäter Gundolf Köhler.
dpa/AZ Wenige Minuten nach der Explosion: Ein Feuerwehrmann und Passanten versorgen einen der vielen Verletzten. Links oben: Attentäter Gundolf Köhler.

Der Anschlag: Am Freitag, 26. September 1980, um 22.19 Uhr explodiert am Haupteingang des Oktoberfestes eine Bombe mitten in einer Menschenmenge. Der blutigste Terror- Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik fordert 13 Todesopfer, darunter drei Kinder. Mehr als 200 Menschen werden verletzt. Mehreren Opfern müssen beide Beine amputiert werden.

Der Täter: Unter den Toten ist auch der 21 Jahre alte Geologie-Student Gundolf Köhler aus Donaueschingen, ein ehemaliger Anhänger der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Die Ermittler sehen in ihm einen Einzeltäter. Ohne Hilfe anderer soll er eine leere Mörsergranate mit TNT aus Militärbeständen gefüllt, in einen Feuerlöscher voller Schrauben und Nägel gesteckt und den Sprengsatz in einem Mülleimer auf der Theresienwiese deponiert haben. Angeblich wurde er aus Frust über eine verpatzte Prüfung zum Massenmörder – und weil er Beziehungsprobleme hatte.

Die Ermittlungen: Am Bayerischen Landeskriminalamt wird die 50-köpfige Sonderkommission „Theresienwiese“ gebildet. Die Leitung der übernimmt der damalige Generalbundesanwalt Kurt Rebmann. Im Zuge der Ermittlungen verfolgt Karlsruhe mehr als 850 Spuren und vernimmt 1700 Zeugen. Mehr als 100 Sachverständigen-Gutachten werden erstellt. Was bleibt, ist ein Wirrwarr aus Details, Seitensträngen, möglichen Verbindungen – und die Einzeltäter-Theorie. Im November 1982 werden die Ermittlungen offiziell beendet. Ende der 1990er werden viele Asservate vernichtet.

Mögliche Mittäter: Hinweise darauf, dass Köhler keineswegs allein gehandelt hatte, gab es bereits zu Beginn der Ermittlungen. So wurden im Auto des Studenten rund 40 Zigarettenstummel gefunden – teils mit, teils ohne Filter, was auf einen Beifahrer hindeutet. Ein Homosexueller, der auf dem Oktoberfest ein Abenteuer sucht, sagt aus, er habe Köhler kurz vor der Explosion bei einem Gespräch mit zwei Männern in grünen Parkas beobachtet. Anschließend habe Köhler eine weiße Tüte in einen Mülleimer gestellt. Der Zeuge stirbt mit 38 an Herzversagen. Eine andere Zeugin sagte, Köhler und ein anderer Mann hätten über einem Abfallkorb an etwas Weißem gezerrt, als es plötzlich knallte.

Die Wiederaufnahme: Im September 2014 stellt Opferanwalt Werner Dietrich seinen dritten Wiederaufnahmeantrag. Drei darin genannte Zeugen berichten ebenfalls von den Männern in grünen Parkas. Eine Frau sagt aus, sie habe am Tag nach dem Anschlag Flugblätter mit einem Nachruf auf Köhler in einem Spind gefunden – dabei war sein Name zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt. Am 11.12. 2014 nimmt Generalbundesanwalt Harald Range die Ermittlungen offiziell wieder auf. „Mord verjährt nicht“, sagt der Jurist.

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