Ohne Auto von München aus Wandern gehen: Das gibt es 2024 Neues beim Bergbus

München — Erst am Vormittag habe er sich die Klagen seiner Bürgermeister anhören müssen, erzählt der Miesbacher Landrat Olaf von Löwies (CSU). Denn der Frühling kommt — und damit auch die Ausflügler, die Dörfer, Wiesen und Äcker zuparken. Diesmal habe er sie beruhigen können: Ab Ende Mai bis Ende Oktober fährt von München aus nämlich der Bergbus in seinen Landkreis. "Wir freuen uns über jeden Freizeitgast — vor allem, wenn er mit dem Bergbus kommt", sagt er.
Der Bergbus ist nicht neu. Die DAV Sektion München Oberland startete ihn 2021 als Pilotprojekt. Heuer ist der Bergbus zum ersten Mal Teil des regulären MVV-Netzes. Dieses Jahr fahren zwei Linien in den Landkreis Miesbach und ins Allgäu mit je zwei Hin- und Rückfahrten an den Samstagen und Sonntagen.
Start ist in Pasing oder am Ostbahnhof
Die neue Linie "996 Bergbus" bringt Wanderer ab Samstag, 18. Mai nach Pfronten im Ostallgäu und zur Wieskirche im Landkreis Weilheim-Schongau. Start für diese Linie ist am Pasinger Bahnhof um 6.45 Uhr und um 8.15 Uhr. Die Tegelbergbahn in Schwangau erreicht man um 8.50 Uhr bzw. um 10.20 Uhr. Schloss Neuschwanstein erreicht der Bergbus nur ein paar Minuten später. An der Endhaltestelle an der Wieskirche ist man allerdings erst um 11.15 bzw. 13.45 Uhr.
Die zweite Linie heißt "396 Bergbus" und startet ab Samstag, 25. Mai, vom Münchner Ostbahnhof in Richtung Bayrischzell, Leitzachtal/ Ursprungpass und weiter nach Thiersee in Tirol. Der Bus fährt um 7 und um 9 Uhr ab. Um kurz nach 9 bzw. um kurz nach 11 Uhr kommt der Bus in Hinterthiersee an.
OB Dieter Reiter erwartet eine hohe Auslastung
Mit dem Auto braucht man für diese Strecke nur eine Stunde und etwa zehn Minuten — halb so lange, also. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geht trotzdem davon aus, dass die Münchner den Bergbus rege annehmen: "Ich erwarte eher, dass wir in ein, zwei Jahren darüber sprechen, ob wir die Kapazitäten ausweiten werden." Den Münchnern mache es schließlich keinen Spaß, sich durch den Stau zu quälen und sich verbotenerweise mit ihren Autos auf Wiesen zu stellen.
MVV-Chef Bernd Rosenbusch hat noch ein Argument: den Preis. Der Bergbus ist Teil des MVV-Tarifs. Es gilt also das Deutschlandticket. Ein Tagesticket für fünf Personen koste 37,50 Euro — "da kommt kein Auto dagegen an". Auf der Fahrt könne man dösen, schafkopfen oder lesen — geht am Steuer alles freilich auch nicht. Hinzu kommt: Auch fürs Parken müssen Wanderer, die mit dem Bergbus anreisen, nichts zahlen. Die Preise liegen inzwischen in vielen Gemeinden bei zehn Euro am Tag, weiß der Miesbacher Landrat Löwies.
Den Sitzplatz sollte man voher buchen
Auch der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) rechnet mit einer Entlastung der Ausflugsziele. Der Freistaat beteilige sich deshalb gern an dem Projekt und fördere es mit 140.000 Euro. Das sind 40 Prozent der Betriebskostendefizite. Ihren Sitzplatz sollten Ausflügler am besten vorab buchen. Pflicht ist das zwar keine, aber eine Empfehlung, damit man am Ende einen Platz bekommt. Buchen kann man ab Anfang Mai in der MVV-App und auf mvv-auskunft.de.
Und was, wenn die Münchner doch ins Auto steigen? Landrätin Maria Rita Zinnecker (CSU) aus dem Ostallgäu hofft darauf, dass es bald möglich wird, schon zuhause am PC nachzuschauen, wie voll die Parkplätze am Zielort sind. Dafür laufe gerade ein Projekt. "Wir freuen uns aber über alle Gäste", sagt sie. Corona habe schließlich schmerzlich gezeigt, wie schlimm es ist, wenn gar keine Touristen mehr kommen.