„Oh, war das hart“ - Dominik Brunners letzter Tag, die letzten Worte

MÜNCHEN - Tag zwei im Prozess um den S-Bahn-Mord. Ein Schüler (15), den der in Solln brutall getötete Manager beschützt hat, schildert vor dem Jugendgericht die letzten Sekunden im Leben des S-Bahn-Helden. Die Rekonstruktion eines schicksalhaften Tages.
„In Solln sagte er: ,Steigt mit mir aus!’ Dominik Brunner zuerst, dann wir, dann die beiden. Brunner ist in Kampfhaltung gegangen, aber nicht auf sie zugegangen. Er blieb stehen.“ Im Schwurgerichtssaal ist es totenstill, als Richard M. (15) die letzten Sekunden im Leben des ermordeten Managers Dominik Brunner schildert. Der 15-Jährige ist einer von vier Schülern, die Brunner vor den angeklagten Schlägern Sebastian L. (18) und Markus S. (18) beschützt hat – was er mit dem Leben bezahlte.
„Sind die beiden auf Brunner zugegangen?“, will Richter Reinhold Baier wissen. „Das weiß ich nicht mehr.“ Hat er geblutet? „Weiß ich nicht mehr.“
Die beiden Angeklagten sollen sich dann kurz zurückgezogen haben. „Sie haben etwas besprochen. Dann haben sie von vorne und von der Seite angegriffen.“ Sekunden später lag Brunner regungslos auf dem Bahnsteig. „Oh, war das hart“, sagte er noch. Mehr nicht mehr. Dominik Brunners letzte Worte.
Begonnen hatte sein letzter Tag noch voller Pläne. Mit Geschenke kaufen, Entspannung im Schwimmbad, Besuch einer Vernissage und einer Geburtstagsfeier wollte Brunner den 12. September 2009, ein Samstag war’s, ausklingen lassen. Doch 66 Sekunden zerstörten alles.
Die letzten Stunden im Leben Brunners hat der Kriminalbeamte Thomas Sch. (41) zusammengetragen. Am Samstag, nach 12 Uhr, fuhren sie mit der S-Bahn zum Marienplatz. Um 12.49 Uhr trennten sich ihre Wege.
Um 13.16 Uhr bezahlt Brunner drei Bücher bei Hugendubel am Marienplatz. Danach schlendert er ins Tal Richtung Tabakladen.
Um 13.29 Uhr kauft Brunner eine Schachtel Zigarren bei Pfeifen Huber im Tal.
Um 13.32 Uhr hebt er in der Nähe des Tabakladens 250 Euro am Geldautomaten ab. Anschließend geht er ins Müller'sche Volksbad – bis 15.40 Uhr zieht er im Bad seine Bahnen.
Um 15.51 geht seine S7 vom Isartor Richtung Solln. Brunner will sie unbedingt erreichen, wartet nicht auf die Straßenbahn vor dem Bad. Er geht zu Fuß. Brunner hatte am Abend noch etwas vor: Vernissage und die 50. Geburtstagsfeier eines Freundes.
Um 15.59 Uhr stoppt die S-Bahn an der Donnersbergerbrücke. Die vier Kinder und die Angeklagten steigen ein. Die Angeklagten pöbeln.
Um 16.08 Uhr hält der Zug in Solln. Um 16.10 Uhr geht ein Notruf bei der Polizei ein: „Zwei Schläger prügeln einen älteren Mann.“
Um 16.11 Uhr liegt Brunner blutüberströmt am Boden. Die beiden Täter flüchten über die Bahngleise in ein nahegelegenes Gebüsch.
Dass etwas Schlimmes passieren würde, ahnte Richard M., der am Bahnsteig hinter dem S-Bahn-Helden Dominik Brunner stand.
„Herr Brunner hat sich seiner Sachen entledigt und in Erwartung eines Angriffs der beiden Angeklagten als erster zugeschlagen.“
Er traf Markus S., der völlig „ausgerastet“ ist. Aber sie kamen zunächst nicht gegen Brunner an. „Brunner war ihnen überlegen.“ th, jot