Oh nein! Das Ja-Sagen in München wird teuer

MÜNCHEN - Weil das Revisionsamt drängt, erhöht die Stadtam 1. Januar die Preise fürs Heiraten. Wer dann zum Beispiel an einem Freitagnachmittag die Ehe versprechen will, muss 70 Euro Aufschlag zahlen
Drum prüfe wer sich ewig bindet – ob er nicht noch einen Kleinkredit findet. Na, ganz so schlimm wird es nicht. Aber zum 1. Januar wird Heiraten in München teurer. Vor allem die Traumhochzeiten im Rathaus und im Schloss Nymphenburg. Denn wenn die Hochzeitsglocken läuten, dann klingelt es eben auch in der Stadtkasse.
Dabei sitzt das Revisionsamt dem Standesamt im Kreisverwaltungsreferat im Nacken. Die Controller sind der Meinung, dass Heiraten München zu billig sei. Nicht die „normalen“ Hochzeiten. Sondern die Trauungen „außerhalb der Geschäftszeit“ wie an Wochenenden oder eben jene Traumhochzeiten im prunkvollen Kleinen Sitzungssaal des Rathauses oder im Johannissaal des Schlosses Nymphenburg. Dort kann man seit Mai 2009 zärtlich sein „Ja, ich will“ hauchen.
Da heißt es dann trocken im Revisionsbericht: „Die derzeit im Kostenverzeichnis vorgesehenen Möglichkeiten der Gebührenerhöhung reichen nicht aus, um den Verwaltungsaufwand für Traumhochzeiten beziehungsweise eine vergleichbare Begründung einer Lebenspartnerschaft abzudecken.“
Das sind die Preise:
Es bleibt bei den Standardgebühren für Hochzeiten während der normalen Öffnungszeiten: Zwischen 150 und 200 Euro, je nach Zusatzwunsch. Sie dauern rund 15 Minuten.
Hochzeiten am Freitagnachmittag kosten ab 1. Januar neben dem Standardpreis 70 Euro Aufschlag. Das sei eben nach Dienstschluss, so das KVR. Doch sowas gibt es auch nur bei Behörden: Dabei könnte man wie montags bis donnerstags die Öffnungszeit auch am Freitag verlängern – dann, wenn Kundschaft kommt. Das geht: Denn ab dem 1. Januar wird schließlich auch die Öffnungszeit an Donnerstagen verlängert – ohne Aufpreis.
Wer sich an den seltenen Samstagen oder -Sonntagen traut (das geht nur bei Schnapszahlen), der zahlt ab dem 1. Januar 90 statt bisher 70 Euro Zuschlag. So gab es am Sonntag den 10.10.’10 insgesamt 24 Trauungen.
Die Edelhochzeiten im Rathaus oder im feinen Schlosssaal sind ein Renner (siehe Kasten). Sie kosten bisher zusätzlich zum Standardpreis 420 Euro (350 Euro Saalmiete plus 70 Euro Verwaltungsaufwand). So eine Traumhochzeit dauert rund eine Stunde. Sie soll sich ja auch lohnen. Da dauert dann auch die Rede des Standesbeamten länger. Ab dem 1. Januar wird die Verwaltungspauschale auf 140 Euro verdoppelt – wegen des zusätzlichen Aufwands, Personal und Akten vor Ort zu bringen. „Die Stadt konnte nach dem Kostengesetz bisher auch schon bis zum Doppelten verlangen, hat es aber nicht gemacht“, so die KVR-Sprecherin.
Das Revisionsamt will noch höhere Preise. Deshalb hat KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle beim Innenministerium angefragt, wie hoch er die Gebühren schrauben darf.
Und wann wollen die meisten Ja sagen? „Nein, nicht im Wonnemonat Mai“, erzählt KVR-Sprecherin Daniela Schlegel: „Im Dezember.“ So waren im Jahr 2008 insgesamt 470 Trauungen im Mai und 599 im Dezember, 2007 waren es 449 im Mai, 538 im Dezember – neuere Zahlen hat das KVR noch nicht. Die Standesbeamten haben gut zu tun: Im Jahr hören sie rund 4500 Mal „Ja, ich will“.
Willi Bock