OEZ-Attentat in München: Anfrage beim FBI

Hätten das Verbrechen in München und zwei Morde in New Mexico verhindert werden können,wenn sich deutsche und US-Behörden gegenseitig informiert hätten? Angehörige fordern Aufklärung.
Nina Job |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Wollen Aufklärung: Florian Hartleb, Claudia Stamm (MdL), Claudia Neher (von links).
Nina Job Wollen Aufklärung: Florian Hartleb, Claudia Stamm (MdL), Claudia Neher (von links).

München - Nun soll der amerikanische Geheimdienst für Aufklärung sorgen: Im Dauerstreit um die Einordnung der Morde am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) und die Hintergründe verhärten sich die Fronten, der Ton wird schärfer.

Am Montag haben Hinterbliebene der neun Mordopfer, die am 22. Juli 2016 am Olympia-Einkaufszentrum von David S. († 18) ermordet wurden, mit ihrer Münchner Anwältin Claudia Neher über eine US-amerikanische Kanzlei, die auf Menschenrechte spezialisiert ist, ein Auskunftsersuchen ans FBI geschickt.

Dabei geht es um die Frage, ob die Morde am OEZ und/oder zwei Morde an zwei mexikanischen Schülern eineinhalb Jahre später, am 7. Dezember 2017, in New Mexico, verhindert hätten werden können – wenn sich deutsche und US-Behörden gegenseitig informiert hätten.

William A. schuf seinem Chat-Partner ein Denkmal im Netz

Erst vor wenigen Wochen war ans Licht gekommen, dass der Attentäter von München, David S. und der 21-jährige William A. aus Aztech in New Mexico über die Spieleplattform Steam in engem Kontakt und Austausch standen. Beide einte ihre fremdenfeindliche, rassistische Gesinnung, beide gehörten zu einem "Anti-Refugee-Club" im Netz, beide radikalisierten sich und wurden zu Mördern. Das FBI hatte A. bereits seit März 2016 im Blick.

Nach dem Attentat am 22. Juli 2016 am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) schuf William A. seinem Chat-Partner aus Deutschland ein Denkmal im Netz und verhöhnte die Opfer. Rechtsanwältin Claudia Neher hatte bereits im Prozess gegen den Verkäufer der OEZ-Mordwaffe auf mögliche Mittäter und Mitwisser von David S. bei Steam hingewiesen.

Sie vertrat Angehörige der Mordopfer. "Ich habe drei Beweisanträge gestellt. Alle wurden abgelehnt. Ich habe auch den Staatsanwalt abgelehnt. Wir haben ihm nicht nur diesen Ermittlungsfehler vorgeworfen." Der Staatsanwalt blieb, der Prozess ging weiter und William A. erschoss zwei Schüler.

Antwortet das FBI schneller als die bayerische Staatsregierung?

Um die Verbindungen zwischen S. und A., den Informationsfluss zwischen den Behörden und mögliche Versäumnisse aufzuklären, hatte die fraktionslose Claudia Stamm am 23. April im Landtag eine Anfrage gestellt. Antworten gab es noch keine, am Montag kam die Bitte um eine Fristverlängerung. Stamm ist überzeugt: "Die Entstehung der rechten Netzwerke ist schlicht übersehen worden." 

Gut möglich, dass das FBI schneller antwortet als die bayerische Staatsregierung. "Die Antwort des FBI erwarten wir in 20 Tagen", so Neher. Der Wissenschaftler Florian Hartleb kann nicht nachvollziehen, warum Staatsregierung und Ermittler noch immer "auf Biegen und Brechen" davon ausgehen, dass David S. ein Amokläufer war – was jetzt ein Gutachten der Forscherin Britta Bannenberg im Auftrag des LKA stützt. Hartleb, der CSU-Mitglied ist, sagt: "Es weist vieles darauf hin, dass es ein Gefälligkeitsgutachten ist."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.