OEZ-Amoklauf: Waffenhändler Phillpp K. steht ab Montag vor Gericht

Der Waffenhändler des OEZ-Attentäters, Phillipp K., muss sich ab diesem Montag vor Gericht verantworten. Es spricht vieles für eine rechtsradikale Gesinnung des 32-Jährigen.
von  Tom Sundermann
Mit dieser Glock 17 von Waffenhändler Philipp K. verübte David S. seinen Amoklauf am OEZ.
Mit dieser Glock 17 von Waffenhändler Philipp K. verübte David S. seinen Amoklauf am OEZ. © dpa

München - Die Beamten der Frankfurter Zollfahndung wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Sie schickten ein Spezialkommando, um den Verdächtigen festzunehmen. Als sie den 32-jährigen Philipp K. im August 2016 auf einem Parkplatz am Marburger Bahnhof stellten, trug er eine geladene Pistole am Körper. In seinem Auto lagerte ein Sturmgewehr.

K. verdiente sein Geld als Waffenhändler. Er kaufte günstig in Tschechien, seine Kunden traf er in Deutschland. Wer das war, interessierte ihn nicht. So geriet er an den Käufer David S.

Der 18-jährige Münchner verübte den Amoklauf am 22. Juli 2016 im Olympia-Einkaufszentrum. Er erschoss neun Menschen, verletzte fünf weitere. Zum Schluss richtete er sich selbst. Die Tatwaffe, eine Pistole vom Typ Glock 17, hatte er bei K. gekauft - für über 4.000 Euro, mit rund 450 Schuss Munition. Zweimal hatten sie sich dafür in Marburg getroffen.

K. sitzt seit rund einem Jahr in Untersuchungshaft, ab diesem Montag muss er sich vor dem Landgericht München verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat ihn unter anderem wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Zu dem Prozess sind 15 Angehörige von Opfern und Verletzte von damals als Nebenkläger zugelassen. Für das Verfahren sind zunächst bis zum 19. September zehn Verhandlungstage angesetzt.

Er unterschied zwischen wertvollen und werlosen Menschen

Der Waffenhändler und sein Käufer hatten sich im Darknet kennengelernt - einem abgeschotteten Teil des Internets. Die Ermittlungen zeigen: K. wollte mit seinen Deals schnell Kasse machen, er war aber auch fasziniert von Waffen - und der Ideologie des Rechtsextremismus.

Das belegen etwa Chats, die er auf WhatsApp mit seinem besten Freund führte. In den Gesprächen hetzte er gegen "Kanaken", grüßte mit "Heil Hitler". Auf seinem Handy stellten Ermittler ein Video sicher, in dem er den Hitlergruß zeigt. Brisant auch eine Datei, die auf einer Festplatte seines Computers gespeichert war: eine elektronische Ausgabe von Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf".

Die vielen Beweise zeichnen das Bild eines Mannes, der den Idealen des Nationalsozialismus anhing, der zwischen wertvollen und wertlosen Menschen unterschied - so wie David S.

Viel erreicht hatte K. im Leben nicht. Fast ein Jahr lang war der Hauptschulabsolvent obdachlos. Er schlug sich mit Jobs als Kurier, Lagerist oder Staplerfahrer durch. Als ihm erneut die Obdachlosigkeit drohte, zog er aus seiner Heimatstadt Köln zu seiner Freundin nach Marburg.

Kontoauszüge des Amokläufers brachten die Ermittler auf die Spur

Waffen begleiteten ihn sein halbes Leben lang. Als junger Erwachsener machte er mit bei Paintball- und Softair-Spielen, bei denen mit praktisch ungefährlicher Munition geschossen wird. Er posierte in Soldatenpose mit den täuschend echten Gewehren, trug dabei Flecktarn und Helm.

Mindestens 19 echte Waffen kaufte er bei Hehlern im Darknet. Zwölf Stück verkaufte oder tauschte er - eine davon an S. Wäre es sein letzter Handel gewesen, wäre K. wohl noch in Freiheit.

Nach der Tat beschlagnahmten Ermittler die Kontoauszüge von David S. Darin stand, dass er im Mai 2016 die Summe von 4.000 Euro abgehoben hatte. Über einen Zahlungsdienst bezahlte er außerdem eine Fahrt per Fernbus nach Marburg.

Die dortige Zollfahndung war zwei anderen Waffenkäufern auf die Schliche gekommen. Beide hatten die illegale Ware bei einem Händler aus dem Darknet gekauft und in Marburg bei ihm abgeholt. Einer von ihnen überließ den Beamten die Zugangsdaten zu seinem Nutzerkonto. Unter der falschen Identität schrieb ein Ermittler den Verkäufer an und behauptete, eine Maschinenpistole kaufen zu wollen.

Der Händler stimmte zu. Mit dem vermeintlichen Kunden handelte er einen Kaufpreis aus, vereinbarte ein Treffen am Marburger Bahnhof und ein Erkennungszeichen. K. kam pünktlich. Wer sein Gegenüber war, wusste er nicht. Doch der verdeckte Ermittler kam mit Verstärkung. Er wusste, mit wem er es zu tun hatte.

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