OEZ-Amoklauf: Ali David S. wollte schon ein Jahr zuvor "Amokläufer" genannt werden
München – Morgen, am 22. Juli, jährt sich der Amoklauf, bei dem der 18-Jährige zuerst neun Jugendliche und dann sich selbst erschoss, zum ersten Mal. Die Süddeutsche Zeitung berichtet nun von Ermittlungsergebnissen, die den Massenmord in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Schon kurz nach der Tat wurde bekannt, dass Ali S. stationär wegen Depressionen und einer posttraumatischen Belastungsstörung behandelt wurde. Im Krankenhaus soll der damals noch 17-Jährige, der sich nach Erreichen der Volljährigkeit in David umbenannte, andere Patienten mit "Sieg Heil!" begrüßt haben. Zudem malte er Hakenkreuze und attestierte, dass er "manche Sachen gut [fände], die Hitler gemacht hat". Als Nazi habe er sich aber nicht gesehen.
Diese Ermittlungsergebnisse decken sich mit Berichten ehemaliger Klassenkameraden und Spiel- oder Chat-Partnern aus dem Internet, die Ali bzw. David S. bereits kurz nach der Wahnsinnstat als Fremdenfeindlich charakterisierten. Sie passen zudem zu den neuesten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft, wonach der spätere Todesschütze zum Grab der getöteten Deutsch-Türkin reiste und diese verhöhnte.
Gänzlich neu ist allerdings die Erkenntnis, dass sich Ali David S. offenbar bereits damals schon mit Amok-gedanken beschäftigte. Laut Angaben des bayerischen Innenministeriums, aus denen die SZ zitiert, hatte Ali S. seine Mitpatienten mehrfach aufgefordert, ihn nicht mehr mit seinem (ihm selbst verhassten) Namen anzureden, sondern ihn "Amokläufer Z" zu nennen.
Die behandelnden Ärzte bekamen davon nichts mit, die Patienten informierten sie damals nicht, erst nach der Tat erzählten mehrere von ihnen den Ermittlern von den Vorfällen. Hätten die Ärzte bei Ali David S. Amok-Tendenzen erkannt, so hätten sie "umgehend die Behörden informiert", so ein Kliniksprecher. Tatsächlich wurden S. Aussagen den Sicherheitsbehörden aber "erst im Zuge der Ermittlungen nach dem Amoklauf bekannt".
Und so stellt sich die Frage, ob man die zerstörerischen Neigungen des 18-Jährigen behandeln und die Wahnsinns-Tat damit hätte verhindern können, wenn man nur rechtzeitig von seinen Amok-Fantasien erfahren hätte.
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