Obst, Fisch, Familienbetriebe

Von der Sortieranlage für vergammeltes Gemüse zu einem beliebten Marktplatz: An der Großmarkthalle ist München lebendig und international.
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In der ehemaligen Sortieranlage an Großmarkthalle gibt es Bars, Restaurants und Gemüsehändler.
Daniel von Loeper In der ehemaligen Sortieranlage an Großmarkthalle gibt es Bars, Restaurants und Gemüsehändler.

Von der Sortieranlage für vergammeltes Gemüse zu einem beliebten Marktplatz: An der Großmarkthalle ist München lebendig und international.

Nicht nur die Bussone-Brüder haben in dem Gebäude am Großmarkt ihre Betriebe. Auch ein Döner-Imbiss, der Fischhändler Birhan Babayigit und ein Obst- und Gemüsemarkt mit Metzgerei bieten in der ehemaligen Sortieranlage den Münchnern ihre Waren an.

Murruvvet Catakli ist die Chefin des Lebensmittelhandels. Sie ist seit 1995 an dieser Stelle und stellt fest, dass auch türkische Familien Obst und Gemüse nicht mehr palettenweise kaufen, weil sie oft schon „ganz deutsch“ leben: als Kleinfamilie in der eigenen Wohnung.

Auch Fischhändler Birhan Babayigit arbeitet im Familienbetrieb: „Ich selbst bin seit acht Jahren hier, meine Familie aber schon seit gut zwölf.“ Er hat sich auf Mittelmeerfisch spezialisiert, und seine Kunden kommen aus der ganzen Stadt. „Aber auch aus Starnberg oder Fürstenfeldbruck, das ist bei allen so.“

Gemüse und Obst haben Tradition in dem Gebäude, in dem heute die Standlbetreiber aus der Innenstadt ihre Lager haben: Errichtet wurde die Anlage 1926, um Lebensmittel, die nicht mehr für den regulären Handel taugten, zu sortieren: in solche, die weggeworfen wurden und solche, die zu sehr günstigen Preisen von fliegenden Händlern verkauft wurden. Diese Arbeit haben die „Klauberweiberl“ erledigt – und zwar in wassergefüllten Holzbottichen.

Christa Moser, die direkt nach dem Krieg bis in die Fünfziger Kindheit und Jugend in dem Viertel um den Großmarkt verbrachte, erinnert sich: „Die Klauberweiberl waren stämmige Frauen in Kittelschurz und Schürze – und immer mit Kopftuch.“ Vom Sortieren war wenig zu sehen: „Was wir kannten, war der Platz gegenüber der Anlage, wo Obst und Gemüse endgültig weggeworfen wurden. Dort haben viele arme Leute versucht, wenigstens kleine Reste zu bekommen. Und wir Kinder haben das natürlich auch versucht.“

Heute verteilt die Münchner Tafel Lebensmittel, die nicht mehr gehandelt werden, an Bedürftige, allein am Großmarkt zwei Mal in der Woche. Was für Menschen nicht mehr taugt, bekommt der Tierpark Hellabrunn, die Reste werden kompostiert.

kdr

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