Obdachloser unter Brücke in München getötet: 65-Jähriger gibt widersprüchliche Informationen
Es gibt leichtere Aufgaben für eine Richterin: Bei der Fortsetzung des Prozesses um den Obdachlosenmord unter der Kleinhesseloher Brücke wurde am Donnerstag ein 65-Jähriger befragt, der wie das Opfer des Tötungsdelikts unter der Brücke im Englischen Garten sein Lager aufgeschlagen hat.
Der Mann lässt sich im Zeugenstand kaum bändigen, redet und redet. Die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl hat große Mühe, ihr Anliegen an den Mann zu bringen. Und wenn er mal auf spezifische Fragen antwortet, scheint das eher widersprüchlich.
Prozess in München: Zeuge gibt widersprüchliche Informationen
So soll er bei der ersten Vernehmung durch die Polizei gesagt haben, dass er einen Mann mit Taschenlampe gesehen habe, der unter die Brücke gegangen sei. Er hätte diesen Mann allerdings nur von hinten gesehen. Laut einer früheren Beschreibung seinerseits habe es dann erst Feuer, dann einen Knall und dann auch viel Polizei gegeben.
Davon will er jetzt nichts mehr wissen. Das alles habe er nicht gesagt, erklärt der 65-Jährige. Als klar wird, dass aus dem Zeugen wohl wenig Zielführendes herauszubekommen ist, findet die Befragung ein schnelles Ende. Die Ankläger gehen davon aus, dass der 57-jährige Angeklagte das 78 Jahre alte Opfer schlug und würgte, um dann dessen Handy, Werkzeuge und ein Gummiband stehlen zu können.
Täter soll die Leiche angezündet haben
Doch der 57-Jährige bestreitet den Mord. Er besteht darauf, dass er nicht der Täter sei. Die Gegenstände habe ihm ein Dritter gegeben, lässt der Angeklagte seinen Anwalt Christian Gerber beim Prozessauftakt erklären.
Laut Anklage erlitt das Opfer unter anderem Verletzungen am Schädel, Brüche an Nase und Kiefer. Schläge und Würgen hätten demnach zum Tod geführt. Der Angeklagte sei nach dem Mord noch einmal zum Tatort zurück und habe die Leiche angezündet, um seine Tat zu verschleiern, so die Staatsanwaltschaft. Dann habe er um Hilfe geschrien.
Ein Beamter, der als einer der ersten am Tatort eintraf, berichtet im Zeugenstand, dass der Angeklagte in der Nähe der Brücke stand und immer wieder „Hilfe, Hilfe“ und „Feuer, Feuer“ gerufen habe. Der Ungar habe sehr aufgebracht gewirkt, schien in einer psychischen Ausnahmesituation zu sein. Er sei aber nicht aggressiv gewesen.
An seinen Händen habe man Brandblasen gefunden, die aber nicht medizinisch versorgt werden mussten. Eine Polizistin, die ungarisch spricht, kam dazu und dolmetschte in der Tatnacht die Befragung. Sie erinnert sich, dass die Befragung damals zwei Mal unterbrochen werden musste, weil der 57-Jährige zu weinen begann. Der Prozess wird fortgesetzt.