Obdachloser in München getötet und angezündet: War noch jemand beteiligt?

München - Tagelang blieb im November 2023 rätselhaft, wer der Mann war, dessen Leiche brennend unter der Kleinhesseloher Brücke gefunden wurde. Doch die Polizei fand schließlich die Identität des Toten heraus und nahm kurz darauf einen Verdächtigen (57) fest. Beide, Opfer und mutmaßlicher Täter waren zur Tatzeit obdachlos.
Prozess hat begonnen
Am Mittwoch begann nun der Prozess gegen den 57-Jährigen. Doch der streitet die Tat ab, erklärt sein Strafverteidiger Christian Gerber zu Beginn. Stattdessen bringt der Obdachlose einen weiteren Mann ins mörderische Spiel. Dieser sei zur Tatzeit in der Nähe der Brücke gewesen und habe unter anderem eine Eisenstange mit sich geführt, um dort Schulden einzutreiben.
Obdachloser in München getötet und angezündet: War noch jemand beteiligt?
Nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I ist dieser Dritte für die Behörden kein Unbekannter. Er sei Teil der Ermittlungen gewesen, berichtet sie. Letztendlich wurde aber der 57-Jährige angeklagt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er das 78 Jahre alte Opfer erschlagen und erwürgt hat, um an dessen Handy, Werkzeuge und ein Gummiband zu kommen.
Nach der Tat soll der 57-Jährige laut Anklage noch mal zurückgekommen sein, um die Leiche anzuzünden und die Tat auf diese Weise zu vertuschen. Er schrie dann um Hilfe, um auf den Brand aufmerksam zu machen. Das hört sich bei dem Angeklagten etwas anders an. Demnach habe er die Gegenstände von jenem Dritten bekommen, heißt es in der Verteidigererklärung. Weder zur Sache noch zu seinem Lebenslauf will der vorbestrafte Mann darüber hinaus etwas aussagen, erklärt Anwalt Gerber für seinen Mandanten.

Prozess wird fortgesetzt
Also muss der psychiatrische Gutachter Matthias Hollweg ran. Ihm gegenüber hat der Angeklagte geredet, unter anderem von seiner traurigen Kindheit erzählt. Der vorbestrafte Mann habe berichtet, dass er bereits mit acht Jahren sein Elternhaus verlassen musste und im Wald lebte. Die Beziehung zu seinen Eltern beschreibt er im Gespräch mit dem Sachverständigen als „katastrophal“. Er sei geschlagen worden, seine Mutter sei Alkoholikerin gewesen. 2018 kam er nach Deutschland, war bis auf kleinere Jobs arbeitslos und lebte auf der Straße. Unter der Kleinhesseloher Brücke im nördlichen Teil des Englischen Gartens hatte er zuletzt sein Lager eingerichtet. Der Prozess wird fortgesetzt. Die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl hat bis zum 19. Dezember 15 weitere Termine anberaumt.