Obdachlosen-Betreuung im Winter: Corona macht es nicht einfacher

Der Winter naht, schon jetzt sind viele Nächte bitterkalt. Für Obdachlose eine große Herausforderung. Aber auch für Helfer und Städte, die insbesondere wegen der Corona-Pandemie besonders viele Herausforderungen haben, die Obdachlosen zu unterstützen.
AZ/dpa |
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Ein obdachloser Mann hält in einem Nachtcafé eine Tasse. Viele Städte müssen wegen der Coronapandemie mehr Räume anmieten.
Ein obdachloser Mann hält in einem Nachtcafé eine Tasse. Viele Städte müssen wegen der Coronapandemie mehr Räume anmieten. © Sebastian Kahnert/ZB/dpa

München - Die Koordinationsstelle Wohnungslosenhilfe Bayern warnt vor finanziellen Engpässen bei der Versorgung von Wohnungs- und Obdachlosen. "Durch die Hygienemaßnahmen kommen hohe Mehrkosten auf die Kommunen zu. Und das, wo die finanzielle Belastung vor Corona schon hoch war", sagte Jörn Scheuermann von der Koordinationsstelle Südbayern in München. Er fordert deshalb Hilfe durch Bund und Länder.

München muss wegen Corona mehr Räume anmieten

Die Mehrkosten entstehen laut Scheuermann unter anderem dadurch, dass zusätzliche Räume für den Übernachtungsschutz angemietet werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. So auch in München: "Im Normalbetrieb nächtigen in einigen Zimmern zehn bis zwölf Personen. Während der Pandemie werden diese Zimmer nur mit fünf bis sechs Personen belegt", sagte Hedwig Thomalla vom Sozialreferat der Stadt München.

Man habe eigene Quarantäneunterkünfte geschaffen, um Kontaktpersonen und Infizierte isolieren zu können. "Für Menschen aus Risikogruppen wurden in einem Hostel 160 zusätzliche Bettplätze angemietet", berichtete Thomalla.

Obdachlosen-Unterkunft im Hotel

Auch in Nürnberg, Regensburg und Würzburg wurden die Unterkunftsmöglichkeiten erweitert, um den Übernachtungsschutz trotz Abstandsregeln aufrecht erhalten zu können. Die größeren Städte können solche Maßnahmen laut Scheuermann noch relativ leicht umsetzen, da sie auch auf städtische Immobilien zurückgreifen können. "Je kleiner die Stadt und je kleiner die Kommune ist, desto schwieriger wird es, Ausgleichsflächen zu schaffen."

Beim Sozialreferat der Stadt München schätzt man die Situation für Obdachlose diesen Winter als schwieriger ein als in den letzten Jahren. "Aufgrund des Lockdowns sind weniger Menschen unterwegs und das Betteln oder Pfandflaschen sammeln ist erschwert. Es fallen momentan auch Verdienstmöglichkeiten als Tagelöhner zum Beispiel in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe weg", sagte Hedwig Thomalla.

Weniger Aufenthaltsmöglichkeiten für Obdachlose

Außerdem sei die Versorgung in den Wärmestuben derzeit nur eingeschränkt möglich. "Aufgrund der Abstandsgebote haben diese Anlaufstellen derzeit wesentlich weniger Aufenthaltsmöglichkeiten."

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4 Kommentare
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  • Kadoffesalod am 23.11.2020 14:25 Uhr / Bewertung:

    In Bayern geht es Obdachlosen im Vergleich zu den anderen Bundesländern noch am besten, wobei auch bei uns leider gleichermaßen Hilfsbedürftige nicht gleichermaßen viel Hilfsangebote haben. Es gibt da erhebliche Unterschiede...

    Überregional bekannt wurde die Situation in Hannover wo letzten Monat die Obdachloseneinrichtung im „Naturfreundehaus“ kurzfristig geschlossen wurde und die darin Untergebrachten einfach vor die Türe gesetzt wurden.

    Zur gleichen Zeit sagte der Oberbürgermeister von Hannover bei einer Konferenz mit Angela Merkel u. a. wörtlich: „Wir haben Platz!“ (in Hannover). Dabei ging es um die Aufnahme von 'Geflüchteten' aus Moria.

  • am 23.11.2020 12:58 Uhr / Bewertung:

    Nein für mich klingt das nicht herzlos, denn ich stelle mir die selbe Frage. Wenn ich mir München anschaue,
    leere Gebäude die aber gar nicht mal in einem schlechten Zustand sind.

  • Wolff am 23.11.2020 09:16 Uhr / Bewertung:

    Mag herzlos klingen, soll es aber gar nicht sein: Warum müssen Menschen eigentlich unbedingt in München bzw. anderen Großstädten obdachlos sein, wenn anderswo inzwischen Wohnraum leer steht und verfällt?

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