Obama greift nach bayerischen Studenten
MÜNCHEN - Der neue US-Präsident Barack Obama sorgt nicht nur für Freude: Laut dem Vorsitzenden des Vereins "Universität Bayern", Alf Zimmer, greift der neugewählte Führer der freien Welt nach Bayerns Spitzenforschern. 60000 Ingenieure sollen pro Jahr in die USA kommen - der Freistaat hat da wenig entgegenzusetzen.
Bayerns Hochschulen fürchten einen Exodus. 60 000 Junge talentierte Wissenschaftler aus aller Welt will der neue US-Präsident Barack Obama pro Jahr in die USA holen. Dafür will er extra einen Chief Research Officer einsetzen und Milliarden von Dollar ausgeben. Obamas Ziel: Die Nachwuchskräfte sollen die technologische Vorherrschaft seines Landes ausbauen. Viele von ihnen könnten aus Bayern kommen.
Obama schielt sogar nach Studenten
Das transatlantische Gerangel um die klügsten Köpfe existiert schon lange - neu ist aber: Die US-Amerikaner wollen sich auch Studenten schon vor dem Abschluss schnappen. Nach dem Master oder dem Bachelor stünde ihnen eine Green Card - eine Arbeitserlaubnis - zu. Die ist heiß begehrt. Und wer träumt nicht davon, in San Francisco oder in New York zu studieren? "Wenn ich 22 wäre, würde ich gehen, ohne Zweifel", sagt der Vorsitzende des Vereins "Universität Bayern", Alf Zimmer (65). "Ein Auslandsaufenthalt ist sowieso notwendig."
100 Milliarden mehr in 10 Jahren - da sieht Bayern alt aus
In den US-amerikanischen Unis sei die Betreuung der Studenten außerdem besser, sagt der Regensburger Psychologie-Professor. Die Gebäude und die Labore sind moderner. Nach dem Studium winken den frischgebackenen Ingenieuren bessere Gehälter - was laut Zimmer auch in der Schweiz und in England so ist. Die US-Regierung will das noch verbessern: "Über zehn Jahre wollen sie 100 Milliarden Dollar für bessere Grundlagenforschung ausgeben. Damit könnten eine Menge Studenten abziehen."
In Bayern fehlen schon rund 10 000 Ingenieure
Dabei fehlen in Europa bereits 700 000 Nachwuchswissenschaflter, warnt Alf Zimmer. In Bayern sind es seiner Schätzung zufolge 10 000. Der Professor fordert deshalb besser Rahmenbedingungen für bayerische Studenten: Zuerst einmal mehr Lohn für junge Professoren: "Wenn wir die Besten haben wollen, müssen wir gleichziehen." Außerdem mehr Betreuung und ein besseres Umfeld für junge Forscherehepaare mit Kindern.
Bayerns neuer Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) räumte ein, dass Bayerns Hochschulen im Kampf um junge schlaue Köpfe finanziell der Underdog sind: "Natürlich ist immer zu wenig Geld da", sagte Heubisch in München. Er will den Hochschulen größere Freiheiten gewähren, einige sollen ihre Professoren selber aussuchen dürfen - ohne die Einmischung des Wissenschaftsministeriums. Ob das reicht?
Thomas Gautier