OB Ude nimmt für den Wahlkampf Urlaub

Der OB macht 2013 eine zwei Monate lange Pause vom Amt – unbezahlt. Er will in dieser Zeit für seine Kandidatur zum Ministerpräsidenten trommeln
München - Chancen: wohl gegen null. Hoffnungsfaktor: immer fröhlich. Persönliches Engagement: gigantisch. Das beschreibt den Wahlkämpfer Christian Ude (65), bis er am 15. September 2013 als zweiter Sozialdemokrat in Bayern zum Ministerpräsidenten gewählt werden will.
Für ihn ist dieser Wahlkampf so wichtig, dass er als Münchner Oberbürgermeister sogar zwei Monate unbezahlten Urlaub nimmt: vom 15. Juli bis zum 15. September. Ude hofft, im Vergleich zur letzten Landtagswahl drei Prozentpunkte für die SPD zulegen zu können: Das wären bescheidene 22 Prozent.
Den OB kommt dieses Engagement teuer zu stehen. Zeitlich, weil er pausenlos, besonders an Wochenenden, in ganz Bayern im Einsatz ist. Und materiell: "Ich nehme unbezahlten Urlaub." Damit verzichtet er auf rund 13 000 Euro Nettogehalt für die zwei Monate. Steckt er auch privates Geld in den Wahlkampf? "Nein. Ich spende aber." Udes Konkurrenz um Amtsinhaber Horst Seehofer verzichtet nicht. Die Minister und Staatssekretäre würden "nicht nur während ihrer bezahlten Arbeitszeit" wahlkämpfen, "sie haben auch die Mittel ihrer Ministerien und Pressestellen", sagt Ude.
Ude muss sein OB-Amt und die Spitzenkandidatur trennen: "Interviews darf ich nicht in meinem Amtszimmer geben, dafür gehe ich in den Ratskeller - und für Bayern-Termine nehme ich frei." Dann braucht er einen eigenen Fahrer. "Ich muss oft mehrmals am Tag vom Dienstwagen der Stadt in das Auto der SPD umsteigen." Bis zum Sommer chauffiert ihn ein pensionierter Landtagsfahrer. Danach hat er seinen OB-Fahrer und Vertrauten Manfred Haugg wieder: Der geht dann in vorgezogenen Ruhestand.
Im Rathaus regieren in den zwei Monaten seiner Abwesenheit die Stellvertreter Christine Strobl (SPD) und Hep Monatzeder (Grüne). Wie immer, wenn Ude Urlaub hat. "Ich bin für mein Büro aber die ganze Zeit zu erreichen." Zum Wiesn-Start am 21. September ist er wieder da. Dabei stehen im Wahljahr für München schwierige Themen an: Sanierung des Klinikums, Markthallen und Viktualienmarkt - und die Probleme durch den enormen Zuzugsdruck für den Wohnungsbau.
"Entweder auf der Landesbühne oder wieder im Rathaus" will sich Ude darum kümmern, sagt er zur AZ. Für ihn ist also klar: Wenn er nicht Ministerpräsident wird, nimmt er das Landtagsmandat nicht an und bleibt bis zum Ende der Amtszeit im Mai 2014 OB.
Ude muss nun als Zugpferd ins Geschirr, um die Stadtratswahl 2014 für die SPD zu retten. Ihm und der Münchner SPD sitzt die Angst im Nacken: Wenn sich im September die desaströsen Ergebnisse der SPD von den vorigen Landtagswahlen wiederholen, fürchten sie, dass in diesem Abwärtssog auch die Stadtrats- und OB-Wahl im März 2014 verloren geht.
Die Chancen? Nach den jüngsten Umfragen liegt die CSU bei 49 Prozent und die SPD bei 22. Udes Bündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern kommt nur auf 40 Prozent. Die FDP wäre draussen. Drei Prozent hofft Ude gegenüber der Landtagswahl 2008 zuzulegen. Immer noch wenig: 1994 holte Spitzenkandidatin Renate Schmid für die SPD 30 Prozent und 1998 28,7 Prozent. Franz Maget sackte 2008 auf 18,6 Prozent ab.