O Pannenbaum: Echter Pelz am Christbaum!

Statt Kugeln hängen hier Kaninchen, Hase, Fuchs und Nerz. Münchens umstrittenster Christbaum steht im Mandarin Oriental und wird von Promis gefeiert.
Von Kimberly Hoppe/Jasmin Menrad |
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Diesen beiden Herren gefällt der Christbaum: Gastgeber Wolfgang Greiner (r.) und Patrick Huber (Fendi Store München).
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Und so sehen die teuren Pelz-Anhänger für den Christbaum aus.
2 Und so sehen die teuren Pelz-Anhänger für den Christbaum aus.

"Feierlicher Cocktailempfang zur Weihnachtsbaumenthüllung" – so lautet die offizielle Einladung. Was harmlos und nett klingt, wird wenig später manch einen erschrecken.

100 Gäste, darunter Promis wie Papis Loveday, Martin Kolonko, Judith Epstein, Verena Kerth und Alexandra Polzin, kommen an diesem Abend natürlich gern ins Luxus-Hotel Mandarin Oriental in die Neuturmstraße. Der Champagner perlt, die Stimmung prickelt – bis die raumhohe Tanne im Erdgeschoss enthüllt wird.

Das Staunen ist groß, geradezu riesig, allerdings nicht nur im positiven Sinn.

Selbst Experten auf dem Gebiet der dekadenten Dekoration trauen ihren abgehärteten Augen kaum: Nach Christbäumen, die in den Vorjahren auch schon mit Diamanten (Swarovski) oder Edel-Plüsch (Steiff) geschmückt waren, wird die Tanne diesmal mit totem Tier verziert.

Bitte? O Pannenbaum!

Diesen beiden Herren gefällt der Christbaum: Gastgeber Wolfgang Greiner (r.) und Patrick Huber (Fendi Store München).
Diesen beiden Herren gefällt der Christbaum: Gastgeber Wolfgang Greiner (r.) und Patrick Huber (Fendi Store München).

Diesen beiden Herren gefällt der Christbaum: Gastgeber Wolfgang Greiner (r.) und Patrick Huber (Fendi Store München). Foto: Irmi Gessner

Das italienische Mode-Label Fendi designte den diesjährigen Baum im Mandarin.

Statt Kugeln und Kerzen baumeln an dem XXL-Christbaum jetzt die bei Fashion-Fans teilweise sehr begehrten und so genannten Bag Bugs, Pompons und ABCharms.

Das sind Anhänger und Bommel mit Gesichtern oder auch Buchstaben, die mitunter ganz niedlich und ulkig ausschauen, aber leider aus politisch völlig unkorrektem Material sind – eben aus totem Tier.

Um genau zu sein: aus Kaninchen, Hase, Fuchs und Nerz.

Und so sehen die teuren Pelz-Anhänger für den Christbaum aus.
Und so sehen die teuren Pelz-Anhänger für den Christbaum aus.

Und so sehen die teuren Pelz-Anhänger für den Christbaum aus. Foto: Fendi

Die eingefärbten Pelz-Puschel, die sonst überwiegend als Hingucker an die Handtasche gehängt werden können, kosten von 490 bis 1.200 Euro. Pro Stück.

Über 200 Fell-Teile in unzähligen Farben und Variationen hängen nun also am Baum, der geschätzt locker 150.000 Euro wert ist. Während Wolfgang Greiner, General Manager des Hotels, der Fendi-Baum hervorragend gefällt, hat Regisseur Otto Retzer nur Sorge, ob an Weihnachten noch wirklich alle Puschel am Baum hängen.

Angst, dass sich Menschen daran stören könnten, aus was die etwas anderen Kugeln sind, hatte im Vorfeld wohl niemand. Sehr schade.


Pelzproduktion - So leiden die Tiere für die Luxusartikel

In langen Reihen hängen die Drahtkäfige von Füchsen und Marderhunden auf Pelzfarmen über dem Boden. Kot und Urin fallen direkt durch das Gitter, damit der Pelz nicht verschmutzt. Nerze werden in schuhkarton-großen Wohnboxen gehalten. Pelztiere stehen unter Dauerstress, das werfen Tierrechtsorganisationen wie Vier Pfoten und Peta den Pelzfarmen vor.

Allein in Europa werden jedes Jahr 4 Millionen Fuchsfelle und 28 Millionen Nerzfelle auf 7200 Pelzfarmen verarbeitet. Europa ist hinter China der größte Produzent von Pelz. Die meisten dieser Tiere sind von Natur aus Einzelgänger. In freier Wildbahn bewegen sie sich in großen Revieren. Klettern, jagen oder baden ist in den Pelzfarmen nicht möglich.

Vergittertes Leben: ein Nerz in einer Pelztierfarm. Foto: dpa

Viele Pelztiere zeigen unter diesen Bedingungen starke Verhaltensstörungen, kritisieren Tierschützer. Oft komme es sogar zu Kannibalismus und Selbstverletzungen. Nach einigen Monaten des Dahinvegetierens werden die Tiere bei der sogenannten Pelzernte vergast, vergiftet oder durch Stromschläge getötet.

In den USA, Kanada und Russland werden Rotfüchse, Waschbären und Biber mit Tellereisen gefangen. Diese bestehen aus zwei Metallbügeln, die nach dem Auslösen zusammenschlagen und das Tier festhalten. Es stirbt an Erschöpfung, Unterkühlung oder hohem Blutverlust. Aufnahmen von Peta zeigen auch, wie lebenden Tieren der Pelz abgezogen wird. Allgemein richtet sich die Kritik der Tierschützer dagegen, dass unter tierquälerischen Bedingungen Mode- und Luxusartikel produziert werden.

 

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