O’gsägt is für Olympia!

Seit Freitag ist München offiziell Bewerber um die Winterspiele 2018. Mit einem schlichten Logo, großem Optimismus und schwacher Konkurrenz
Die offizielle Bewerbungsphase für Olympia begann mit mächtig Getöse. Punkt 12 rückten nämlich Richard Brandl und Thomas Tremmler an. Zwei Eis-Bildhauer aus Ismaning, die einen massiven Eisblock mit ihren schweren Motorsägen malträtierten. Fünf Minuten danach hatten sie dann das Logo herausgefräst, mit dem München nun ins Rennen um die Winterspiele 2018 geht. Was Christian Ude bei der Eröffnung der Wiesn, waren Brandl und Tremmler bei der Enthüllung des Olympia-Logos. O’gsägt is.
Seit Meldeschluss am Donnerstag darf sich München amtlich „Applicant City“ nennen, also Bewerberstadt um Olympia 2018. Und weil es jetzt offiziell ist, kamen am Freitag zur Präsentation auch schon erste internationale Funktionäre aus Sportverbänden, die sich angetan zeigten vom Münchner Ziel, nach den Sommerspielen von 1972 die erste Stadt der Welt sein, auch Winterspiele austragen zu dürfen. Die sich aber auch sicher wunderten, als Rodler Alex Resch, 2002 Olympiasieger im Doppelsitzer, aus ganzem Herzen seine Beweggründe für Spiele in der Heimat offenbarte: „Bayern is einfach des scheenste Fleckerl, wo’s gibt.“ Das war für den emotionalen Teil.
Wichtiger ist ab sofort freilich der finanzielle Teil. So muss 2018-Geschäftsführer Richard Adam bis 1. November satte 150 000 Dollar Anmeldegebühr auf das Konto des IOC überweisen, nach Kurs vom Freitag 100824 Euro. Geld, das nicht zurückerstattet wird, genauso wenig wie die 500 000 Dollar, die München im Juli 2010 zahlen darf, wenn es vom IOC als Kandidat anerkannt wird. Und selbst wenn München durchfällt, das Geld ist dann futsch.
Überhaupt die Finanzen. 30 Millionen Euro kostet allein die Bewerbungsphase, bisher hat Adam aber erst knapp zwölf Millionen beieinander.
Gut sind die Perspektiven zumindest, was die Konkurrenz angeht.
Denn Gegner gibt es ja auch noch. Allerdings diesmal nicht viele. Nur zwei Mitbewerber wollen außer München noch die Spiele 2018, so wenig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Pyeongchang in Korea und das französische Annecy in den Savoyer Alpen. Gegen Pyeongchang spricht der Makel des Verlierers, nach zwei knapp gescheiterten Kandidaturen für 2010 und 2014, und ganz neu auch das jüngste Vorpreschen von Hiroschima und Nagasaki, 2020 gemeinsam Sommerspiele auszurichten.
Das wäre ein gewaltiges emotionales Symbol, 75 Jahre nach dem Atombombenabwurf auf die beiden Städte. Weshalb viele asiatische Funktionäre möglicherweise gegen Pyeongchang stimmen könnten, um dieses Vorhaben nicht zu gefährden. Spiele 2018 in Korea, 2020 in Japan? Beides ist aus geopolitischer Sicht im IOC wohl nicht durchsetzbar.
Gegen das kleine Annecy sprechen Infrastruktur und Größe, außerdem will Frankreich eh viel lieber Sommerspiele 2020 in Paris, und so spricht für Annecy eigentlich gar nichts. Die Vorzeichen, dass in München nach 46 Jahren wieder das olympische Feuer brennt, stehen gut. So gut wie vielleicht nie mehr.
Das Kultusministerium ruft in den nächsten Wochen übrigens Bayerns Schulklassen zu einem Malwettbewerb auf. Da sollen Kinder zeichnen, woran sie bei Olympischen Spielen denken. Vielleicht werden die schönsten Entwürfe ja gebunden veröffentlicht. Als gutes Omen. Damit es Spiele werden wie aus dem Bilderbuch. Im scheensten Fleckerl, wo’s gibt.
Florian Kinast