Nymphenburg: Der Schandfleck am Schloss
NYMPHENBURG - Durchlöcherte Dächer, fehlende Fenster, modriges Mauerwerk. Die einst so schmucken Porzellanmaler- häuschen in der Menzinger Straße 9 sind schon fast Ruinen – obwohl sie unter Denkmalschutz stehen.
Der private Eigentümer lässt die Anwesen seit Jahren vergammeln. „Sauerei!“, findet der Verein Geschichtswerkstatt Neuhausen, „Skandal!“, sagt die FDP im Bezirksausschuss.
Romantischer geht’s kaum: Mitten im Grünen stehen die beiden Hexenhäuschen, links plätschert der Nymphenburg-Biedersteiner Kanal. Das Ganze hat nur einen Haken: Seit Jahrzehnten kümmert sich keiner mehr um die Häuschen aus dem 18. Jahrhundert. Und das, obwohl die Porzellanmalerhäuschen, die früher zur Manufaktur Nymphenburg gehörten, in die Denkmalschutzliste eingetragen sind.
„Es ist eine Sauerei, dass der Eigentümer die Häuser so verkommen lässt und man ihn nicht zwingen kann, sie wieder instand zu setzen“, ärgert sich Franz Schröther vom Verein Geschichtswerkstatt Neuhausen. Wem das Anwesen jetzt gehört, weiß er nicht. Die untere Denkmalschutzbehörde darf aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben. Nur so viel: Es ist ein privater Besitzer.
Dem dürfte der Denkmalschutz freilich ein Dorn im Auge sein. Zu wertvoll ist der Baugrund, zu attraktiv der Slogan „Wohnen mit Schlossblick“. So lange der Denkmalschutz besteht, darf er die Häuschen nicht abreißen und neu bauen. Beispielhaft für eine derartige Praxis sind die Wohnungen auf der anderen Seite des kleinen Kanals. Auch dort standen früher Gebäude im Stil der Porzellanmalerhäuschen. Nun herrscht dort Neubau-Charme mit Schlossblick. Ein vergleichbares Grundstück in Gern habe laut Schröther kürzlich zwei Millionen Euro gebracht.
Auch Georg Fichtner, der für die FDP im Bezirksausschuss (BA) Neuhausen-Nymphenburg sitzt, ist entsetzt über den Zustand der Häuschen. „Es ist ein Skandal, dass das Amt erst auf Nachfrage seiner Pflicht nachkommt“, klagt Fichtner. Die Stadt habe es verschlafen, sich um den Erhalt zu bemühen. „Ein kompletter Verfall dieser Kleinode wäre ein Verlust für das Antlitz des Stadtteils Nymphenburg“, heißt es in seinem Schreiben an den BA 9.
„Die Untere Denkmalschutzbehörde kann nur einschreiten, wenn ein Baudenkmal in seinem Bestand gefährdet ist“, sagt Sprecherin Irena Rösel. Auf AZ-Anfrage hin will Rösel die Anwesen in der Menzinger Straße 9 und 9a jetzt in Augenschein nehmen. Doch Franz Schröther hat wenig Hoffnung auf einen Erhalt der historischen Häuschen. „Die Zeit arbeitet für den Eigentümer“, sagt er.
Christoph Maier
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