Nur die Stimme ist ihm geblieben

Der in München lebende Gospelsänger Freddy Strong ist schwer krank. Prominente sammeln jetzt für ihn, damit er zumindest nach Hause kann.
von  Anja Perkuhn
Anita Kiefl, die Strong gerade pflegt, und Julian David von der Münchner Band Voxx Club rufen zum Spenden auf.
Anita Kiefl, die Strong gerade pflegt, und Julian David von der Münchner Band Voxx Club rufen zum Spenden auf. © P. Alexander Ricciardi

München – Freddy Strong ist nicht viel mehr als „ein paar Knochen mit Haut drumherum“, sagen seine Freunde. Er ist gezeichnet von einer schweren Krankheit, die Prostata des Gospelsängers ist geschädigt, inzwischen auch die Lunge. Und eine Krankenversicherung hat der US-Amerikaner nicht.

Deshalb sammeln sie für ihn: Entertainer Bata Illic, Sängerin Linda Jo Rizzo, Julian David von der Münchner Band Voxxclub – sie und noch mehr rufen über den Verein Golden Donkey auf zum Spenden für Strong. Etwas über 2200 Euro sind in einer Woche zusammengekommen, der Sänger ist jetzt in einem Münchner Krankenhaus.

Ob eine ärztliche Behandlung ihn noch retten könnte, weiß allerdings niemand – deshalb möchte er heim zu seiner Familie, seiner Schwester und seinen Cousinen, die in den USA in der Nähe von San Francisco leben. Doch auch, ob man ihn vor dem 1. März, wenn sein Visum ausläuft, noch transportfähig machen kann, ist unsicher. „Ich weiß nicht, ob er das körperlich schafft“, sagt Anita Kiefl, die den 61-Jährigen wochenlang in ihrer Wohnung gepflegt hat.

Immer wieder hatte er Arzttermine, brachte ein paar Tage im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zu, das auch Unversicherte versorgt, lebte wieder bei Kiefl. Behandlungen schlugen kurzfristig an, lange hielt aber bisher kein Erfolg. „Er ist so krank, dass sein Körper vielleicht mit den Artzney überfordert wäre“, sagt Kiefl, die beruflich Charity-Events organisiert.

Der einst so energetische Freddy Strong ist ausgemergelt. Was ihm aber trotz allem geblieben ist: „Seine Stimme klingt immer noch so, wie sie immer war.“ Manchmal in ihrer Wohnung singt er, sagt Kiefl, als stünde er auf einer Bühne. „Das ist für ihn eine Art Meditation. Darüber vergisst er manchmal seine Schmerzen.“

Mit seiner kraftvollen, souligen Stimme trat der Gospelsänger Freddy Lee Strong Junior mit den Weather Girls auf, mit Aretha Franklin, Ella Fitzgerald und anderen Größen der Black Music, sang bei einem Gospelkonzert im Vatikan für Papst Johannes Paul II. und für US-Präsident Bill Clinton.

In München, wo er ein zweites Zuhause gefunden hat und seit zehn Jahren immer wieder lebt, hörte man Strong unter anderem im Night Club Bayerischer Hof, der Jazzbar Vogler und im Herkulessaal als Solist bei zwei Weihnachtskonzerten unter der Leitung von Albert C. Humphrey.

„Freddy bittet um einen gnadenvollen Tod“

„Für ihn ist die Musik nicht nur Gesang, sondern Ausdruck seiner tiefen Gläubigkeit“, sagt Anita Kiefl – und damit sein Leben. Vor zwei Wochen wollte er deshalb noch ein Konzert in der Jazzbar Vogler spielen, trotz seines Zustandes. Seine Freunde konnten ihn zu einer Absage überreden – nur unter der Bedingung, dass Linda Jo Rizzo für ihn einsprang. „Er will niemanden enttäuschen und meint, es seinen Fans schuldig zu sein, auf die Bühne zu gehen“, sagt Kiefl. „Egal, ob er danach von der Bühne fällt.“

Wenn er aus dem Krankenhaus kommt, benötigt er weiterhin Artzney, die er selbst zahlen muss – die Medikation darf nicht unterbrochen werden. Und wenn Freddy Strong trotz allem nicht stark genug wird, um eine Reise in die USA anzutreten, muss sich etwas ändern – Kiefl schafft es nicht, ihn neben der Arbeit weiter zu pflegen, sagt sie. „Freddy möchte nicht in einer Klinik enden. Er bittet um einen gnadenvollen Tod.“ Zumindest das möchten ihm seine Freunde und Unterstützer ermöglichen.

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