Nur Brad braucht kein Museum

Alle reden vom Rumflirten – auf der Langen Nacht geht’s total entspannt.
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„In welchem Bus hast Du mich gleich wieder angequatscht?“ Wer am Ende der Nacht gemeinsam feiern will, muss nicht unbedingt zu zweit gekommen sein.
az „In welchem Bus hast Du mich gleich wieder angequatscht?“ Wer am Ende der Nacht gemeinsam feiern will, muss nicht unbedingt zu zweit gekommen sein.

Alle reden vom Rumflirten – auf der Langen Nacht geht’s total entspannt.

Angeblich sind Museen ja wahre Dorados für Männer auf der Pirsch. Angeblich. Weil ebenso angeblich Frauen nur ins Museum gehen, um angesprochen zu werden. Soweit die Theorie.

Die Praxis: Frauen im Museum sind normalerweise zu zweit da. Entweder mit Mann oder Freund, oder, noch öfter: mit der besten Freundin. Um in anregender Atmosphäre ein bisschen Kunst zu genießen und endlich mal Gott und die Welt und die neueste Schuhmode durchzuquaken. Was hat da ein Flirtwilliger verloren? Nichts. Es sei denn, er schaut aus wie Brad Pitt. Aber der braucht kein Museum, um Frauen kennen zu lernen. Zusätzlich erschwerend: Angesichts von postmoderner Komposition und eigenwilliger Bilddiagonale ist das Selbstbewusstsein des Durchschnittsmannes ohnehin gedämpft.

"Man geht doch nicht auf die Museumsnacht, um Kunst anzuschauen!"

Doch nun, tataa!, kommt die Ausnahme: Bei der Langen Nacht der Museen wird wirklich geflirtet. Susanne Z., die gleich bei ihrer ersten Museumsnacht heftig am Kontakteln war, hat das Motto richtig verstanden: „Natürlich ist das alles nur zum Spaß! Man geht doch nicht auf die Museumsnacht, um Kunst anzuschauen“. Bei ihr ging es so: In der Schlange vor der Residenz Freundin getroffen, die hat guten Freund dabei, schon ist man zu dritt unterwegs... Zwar wurden keine Kinder daraus, aber ein schöner Flirt war’s definitiv.

Überhaupt: Lange Schlangen sind an der Langen Nacht das Beste, Mann und Frau sind beim Warten vereint, Kälte und Dunkelheit schaffen eine Atmosphäre, die Männer mutiger und Frauen anlehnungsbedürftiger macht. „Wie lange wartet Ihr schon?“ fragt sich halt leichter, als „Wie finden Sie den äh ... Baselitz?“

Auch die Busfahrt zwischen den Museen ist bei so manchem Stenz beliebter als das Museum selbst. Wen man hier anspricht, hält man bestimmt nicht vom Kunstgenuss ab. Und die Einstiegsfrage ist denkbar simpel: „Wo fährst Du gerade hin?“, wäre in der Villa Stuck einen Deut zu simpel. „Wo warst Du schon überall?“ führt dann schnell zu: „Wo gehen wir noch hin?“

Zu plump: "Zu mir". Besser: "Da gibt's eine abgefahrene Performance..."

Für Bus wie Museum gilt: Einigermaßen voll sollte es schon sein. Sonst wird’s schnell unterkühlt und das handynummernstiftende Gedränge fällt aus. Empfehlungen: Lenbachhaus, Ägyptisches Museum, Valentin-Karlstadt-Museum, Jüdisches Museum und der Innenhof des Stadtmuseums.

Übrigens: Auf die Frage „wo gehen wir noch hin?“, sollte man mehr in petto haben als ein plumpes: „Zu mir“. Vorschläge: „Da gibt’s noch eine abgefahrene Performance in diesem Kunstbunker“. Oder: „Im Alpinen Museum erzählen sie Bergmärchen.“ Und echte Checker besorgen sich im Voraus zwei Anmeldungen für das zum ersten Mal geöffnete Museum Brandhorst. Im Erfolgsfall spaziert man zu zweit an der nunmehr uninteressanten Schlange lässig vorbei – und sahnt Punkte ab ohne Ende. Und wenn alles nicht zum Ziel führt: Schon Sonntagfrüh kann man sein Internetflirtprofil um das Wort „kulturinteressiert“ erweitern. Zieht besser als Hobbys wie Fußball und Bier.

jr

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