NUP: Ein Straßenfest der Zeitgeschichte
PASING Trotz des eisigen Windes sind beachtlich viele Pasinger gekommen, um das zu erleben, was OB Christian Ude gleich einen „Tag, der in die Annalen der Zeitgeschichte dieses Stadtviertels eingehen wird“, nennen wird. Auf diesen Tag haben die Pasinger lange gewartet (viele sagen: zu lange) – und derweil Baustellen, Lärm, Umleitungen ertragen.
Jetzt endlich stehen sie auf der Nordumgehung Pasing, NUP genannt, heute für die Bürger freigegeben, in zwei Tagen dann für die Autos, die nicht mehr durch den Ortskern fahren sollen. Stattdessen wird der Verkehr vom Münchner Westen außenrum an den Gleisen entlang geleitet.
Auf der NUP ist eine imposante Bühne mit zwei Leinwänden aufgebaut – wie bei einem Popkonzert. Auf ihr erklärt jetzt Baureferentin Rosemarie Hingerl das Projekt mitsamt seinen 2,2 Kilometern Umgehungsstraße und drei Brücken über die Würm, das 74,3 Millionen Euro gekostet hat. 10,4 Millionen davon hat der Freistaat Bayern locker gemacht. Die Reden auf der Bühne gleichen Rechtfertigungen. Eifrige Stadtmitarbeiter verteilen Glühwein und Stollen im Publikum.
OB Ude übt sich in Selbstironie: „Die Älteren von Ihnen werden sich erinnern, dass ich früher einmal zweiter Bürgermeister gewesen bin.“ Da hätte man auch eher unleidige Aufgaben zu erledigen, und einer seiner ersten war es, die Ausstellung „Nordumgehung Pasing“ zu eröffnen: „Die Leute haben ungeduldig gefragt, wann sie denn kommt – auf jeden Fall in meiner Amtszeit, habe ich gesagt.“
Gerade so. Ein paar Bauvorhaben sind noch im Gange, schließlich soll sich auch die Gegend um Marienplatz, Rathaus und Bahnhof mausern. Die Landsberger Straße wird mit Bäumen versehen. Die Grünanlage an der Kaflerstraße ist aufgehübscht worden, selbst im Mittelstreifen der NUP wird es Pflanzen geben. 2014 soll alles fertig sein.
Die Bahn hat den Bau der NUP zum Anlass genommen, 35 Millionen in die Modernisierung des Pasinger Bahnhofs zu stecken. Behindertengerecht ist er jetzt, 1150 Fahrradstellplätze hat er bekommen und ein neues „Terminal-“, also Empfangsgebäude. Auf Höhe dieses Terminalgebäudes hat die NUP übrigens eine „Kiss& Ride“-Spur, wo Autofahrer halten können, wenn sie ihre Lieben zum Zug bringen.
Als Kultusminister Ludwig Spaenle die Bühne betritt, zischt eine Frau im Publikum: „Des is’ der, der unsere Kinder quält.“ Aber Spaenle weiß, die Gunst des Publikums zu erobern, „wir werden Pasing nicht aus den Augen verlieren, und die Frage, wie man die U5 Richtung Pasing verlängern kann, gehört dazu.“ Applaus.
Dass mit dem Bau der NUP die Chance auf eine U-Bahn gestorben ist, ist die Befürchtung einiger Pasinger. Außerdem ist gerade die Tram vom Pasinger Marienplatz bis zum Bahnhof verlängert worden. Jetzt aber wird die fertige NUP gefeiert, bei einem Bürgerfest mit Blasmusik, Glühwein und Wurstsemmeln. Auf dass Pasing endlich ruhiger, grüner und lebenswerter wird.
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