Nummernschild auch für Radler?

Bei Rot über die Ampel und nachts ohne Licht - immer wieder sorgen Radl-Rambos bei anderen Verkehrsteilnehmern für Ärger: Wie die Union dem Zweirad-Chaos in München endlich Herr werden will.
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Radfahrer in München - bald mit Nummernschild?
Daniel von Loeper Radfahrer in München - bald mit Nummernschild?

MÜNCHEN - Bei Rot über die Ampel und nachts ohne Licht - immer wieder sorgen Radl-Rambos bei anderen Verkehrsteilnehmern für Ärger: Wie die Union dem Zweirad-Chaos in München endlich Herr werden will.

Erst setzte sie auf der Schellingstraße zu einem riskanten Überholmanöver an, dann radelte sie einfach davon: Insgesamt vier Fahrgäste wurden am vergangenen Mittwoch zum Teil schwer verletzt, nachdem eine Radlerin auf die Gegenfahrbahn ausgeschert war und einen Bus der Linie 154 zu einer Vollbremsung gezwungen hatte. Anschließend suchte die Frau das Weite.

Wenn es nach Georg Storjohann geht, kommen solche Radl-Rambos demnächst nicht mehr davon: „In München und anderen Städten, in denen viel Rad gefahren wird, brauchen wir dringend einen höheren Kontrolldruck“, erklärte der Sprecher für Verkehrssicherheit der Unionsfraktion im Bundestag und verwies darauf, dass viele Radler noch immer bei Rot über die Ampel fahren würden oder nachts ohne Licht. „Es besteht Handlungsbedarf.“

Sein Vorschlag: Künftig könnte ähnlich wie in der Schweiz, wo es eine Vignettenpflicht für Radler gibt (siehe Kasten), auch in Deutschland an jedem der 64 Millionen Räder ein Nummernschild angebracht werden – eine Idee, die auch Münchens SPD-Fraktionschef Alexander Reissl für plausibel hält: „Die Identifikation von Radlern würde das ohne Zweifel erleichtern“, sagte der Verkehrs-Experte, „nach Unfällen könnten sie sich dann nicht mehr so leicht aus den Staub machen“.

Allerdings sieht Reissl Probleme bei der Umsetzung des Vorschlags: „Eine Kennzeichnungspflicht würde einen enormen Aufwand produzieren.“ Auch Christoph Zindel-Kostelecky, Chef des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in München, warnt vor einem „riesigen Bürokratismus“.

Der ADAC fordert deshalb die Polizei auf, für mehr Kontrollen zu sorgen: „Derzeit können Radler in München machen, was sie wollen“, sagt Sprecher Maximilian Maurer, der auch für eine bessere Verkehrserziehung plädiert: „Radler müssen lernen, dass sie sich als Verkehrsteilnehmer an die Straßenverkehrsordnung zu halten haben.“

Dass das bei vielen noch immer nicht angekommen ist, sieht man an der Unfall-Statistik der Polizei: An jedem dritten Verkehrsunfall mit Verletzten waren im vergangenen Jahr Radler beteiligt. In 57 Prozent der Fälle waren sie schuld. Bei Unfällen mit Schwerverletzten waren zu 40 Prozent Radler beteiligt, 260 von ihnen lagen länger als 24 Stunden im Krankenhaus. 2006 waren es 193. Die Zahl der toten Radler stieg in München von zwei auf fünf.

Spätestens im Herbst will das Planungsreferat deshalb zumindest für Münchens Radl-Brennpunkt, der Furt zwischen Franziskaner und Residenzpost, eine Lösung präsentieren. Im Gespräch sind eine Umleitung der Radler, eine bauliche Trennung, aber auch eine Vermischung des Verkehrs. CDU-Verkehrsexperte Storjohann denkt an Fahrradstraßen in Deutschlands Radl-Metropolen: „In Kopenhagen funktioniert das hervorragend.“ Auch ohne Nummernschilder.

Daniel Aschoff

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