NSU-Prozess: "Da muss nachgebessert werden“
Der NSU-Prozess in München: Georg Thanscheidt, der stellvertretende AZ-Chefredakteur, über die Rolle des Gerichts, Show-Einlagen der Bild-Zeitung und warum Münchens Ansehen auf dem Spiel steht.
München - Der NSU-Prozess in München sorgt weiter für mächtigen Wirbel. Besonders umstritten: Nach wie vor gibt es im Gerichtssaal keinen festen Platz für die türkischen Medien – obwohl viele Opfer aus der Türkei stammen. In einem Interview mit Deutschlandradio Kultur sagte dazu Georg Thanscheidt, der stellvertretende Chefredakteur der Abendzeitung: „Ein klassisches Beispiel, wie in guter deutscher Manier alle Vorschriften beachtet worden sind. Das Ergebnis ist dann, gelinde gesagt, ein großer Mist“.
Darauf angesprochen, wie kontrovers die AZ-Redaktion mit der Emotionalität des Verfahrens umgeht, sagte Thanscheidt: „Die ganze Welt schaut auf den Prozess in München. Dieser muss ordentlich ablaufen, mit einer vernünftigen Öffentlichkeit. Das ist bis jetzt nicht der Fall, da muss nachgebessert werden. Auch die Öffentlichkeit in der Türkei muss bedient weden“.
Das Angebot der Bild-Zeitung, Platz an Kollegen der türkischen Zeitung Hürriyet abzutreten, sei als reine Show zu bewerten. Thanscheidt: „Wer heute oder gestern den Kollegen da was anbietet, muss eigentlich wissen, dass das nach Maßgabe des Gerichts nicht funktionieren kann.“
Das Interview mit Georg Thanscheid wurde am Donnerstag den 28.03.2013 um 08:10 Uhr im Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt.
Audio-File: Das komplette Interview mit Georg Thanscheidt im Deutschlandradio Kultur
