NSU-Prozess: Auf diesen Saal schaut die Welt
München – Jetzt ist er (fast) fertig: der Saal auf den die Welt ab Mittwoch schauen wird. Nur ein paar Löcher in der Wand, ein paar Aufkleber von Handwerkern auf den Bänken sind noch zu bereinigen, dann kann es hier mit dem NSU-Prozess losgehen.
Der umgebaute Schwurgerichtssaal im Justizzentrum wurde am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gedränge der Reporter und Kameraleute gab schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was die Organisatoren des Oberlandesgerichts (OLG) zum Prozessauftakt erwarten wird.
Die haben zumindest architektonisch das Menschenmögliche aus dem eigentlich viel zu kleinen Saal 101 herausgeholt. Videoanlage, neue Bänke und Sitzreihen, Aufenthaltsräume für Bundesanwaltschaft, Presse und Nebenkläger, der Aufwand ist immens. Und teuer: 1,25 Millionen Euro hat der Umbau gekostet. Sogar eine Simultan-Dolmetscheranlage wurde eingebaut. OLG-Sprecherin Andrea Titz: „Das ist ein Novum im Vergleich zu anderen Verfahren.“
Die Zahl der Nebenkläger ist noch einmal gestiegen. Jetzt sind es 77 Nebenkläger und ihre 53 Anwälte, die im Saal Platz finden werden. Dazu kommen fünf Angeklagte und elf Verteidiger, drei Vertreter der Bundesanwaltschaft, acht Richter sowie bis zu sechs Sachverständige. Auf der Empore werden 50 Journalisten sitzen, dazu kommen 51 Plätze für weitere Zuschauer.
Auch das türkische Staatsfernsehen war gestern vor Ort, um sich zumindest den Saal einmal anzuschauen, in dem über Beate Zschäpe und ihre vier Komplizen wegen des Mordes an zehn Menschen, zumeist türkische Ladenbesitzer, verhandelt wird.
Fragen nach der umstrittenen Akkreditierungspraxis des OLG blockten beide Sprecherinnen gestern ab. „Wir warten auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts“, hieß es nur. Dafür äußerte sich Yural Ünlü. Für den Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Bayern gibt es bereits einen „Knacks“ im deutsch-türkischen Verhältnis. „Das Kind ist in den Brunnen gefallen.“
Die Türkische Gemeinde wird am Mittwoch mit einer Mahnwache an die Opfer des rechten Terrors erinnern und einen Kranz vor dem Justizzentrum niederlegen.