NS-Verbrechen: Gibt’s bald den nächsten Prozess?
MÜNCHEN - Thomas Blatt ist jetzt 82 Jahre alt. Er ist Überlebender aus Sobibor und sagt im Fall Demjanjuk aus. Darüber hinaus gibt es Ermittlungen gegen einen weiteren Ukrainer.
Thomas Blatt ist 82, er hat die Hölle von Sobibor überlebt. Dort wurden 27900 Menschen in den Gaskammern ermordet. Daran beteiligt gewesen sein soll der gebürtige Ukrainer John Demjanjuk (89), dem derzeit vor dem Landgericht München II der Prozess gemacht wird. Am Dienstag sagt Blatt aus.
Ihm gelang am 14. Oktober 1943 die Flucht, da war er 16 – seine Eltern und sein Bruder starben in der Gaskammer. Nur 53 Menschen haben das Lager überlebt, Blatt musste den Frauen die Haare abschneiden, bevor sie vergast wurden. Als KZ-Gehilfe, sogenannter Trawniki, soll John Demjanjuk die Menschen in die Gaskammern getrieben haben. Blatt sagte im November zur AZ: „Wenn Demjanjuk dort war, dann soll er gestehen. Diesen letzten Gefallen ist er den Opfern schuldig.“ Heute ist Blatt ab 19.30 Uhr bei der Israelitischen Kultusgemeinde zu Gast und berichtet von seinen Erfahrungen.
Am Samstag hat die Ludwigsburger Zentralstelle zur Ermittlung von NS-Verbrechen mitgeteilt, dass sie die Ermittlungen zu zwei weiteren mutmaßlichen NS-Verbrechern abgeschlossen hat. Laut dem Magazin „Spiegel“ ist der eine fast 90 und lebt als Beamter im Ruhestand in Bonn. Der andere ist der Ukrainer Iwan Kalymon, der im US-Bundesstaat Michigan lebt – er soll Hilfspolizist der Nazis gewesen sein. Ob er angeklagt wird, muss laut „Spiegel“ die Münchner Staatsanwaltschaft entscheiden.