NS-Raubkunst bei Gurlitt soll zügiger aufgeklärt werden
Wurden die Bilder den jüdischen Besitzern einst von den Nazis geraubt oder abgepresst? Deutschland steht im Umgang mit der Sammlung Gurlitt in besonderer Verantwortung. Grütters hofft jetzt auf schnellere Aufklärung.
Berlin - Das umstrittene Erbe des Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt soll nach den Worten von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) restlos auf NS-Raubkunst hin untersucht werden. "Wir wollen möglichst jedes von den Nazis geraubte Werk zurückgeben. Das ist unser einziges Ziel", betonte Grütters in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
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Die Ende des Jahres auslaufende Arbeit der verantwortlichen Taskforce soll deshalb wie angekündigt unter dem Dach des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg fortgesetzt werden. Die Staatsministerin will die Kosten für die Aufklärungsarbeit übernehmen. Die bisherigen Forschungsmitarbeiter bekämen neue Verträge, kündigte sie an. Projektleiterin werde die bisherige wissenschaftliche Koordinatorin Andrea Baresel-Brand. "Wir erwarten, dass die Arbeit mit schlankeren Strukturen und mehr Transparenz auch zügiger vorankommt", so Grütters.
Die 2013 eingesetzte Taskforce hat in ihrer fast zweijährigen Arbeit bisher bei nur fünf von rund 500 Werken einen NS-Raubkunstverdacht nachweisen können. Vor allem Opferverbände warfen dem international besetzten Gremium wiederholt Geheimniskrämerei und mangelnde Offenheit vor. Mitte Januar soll der Abschlussbericht vorgelegt werden.
Grütters kündigte an, die Zwischenergebnisse zum Forschungsstand nach der Sichtung "wenn irgend möglich" im Internet zu veröffentlichen. Zudem solle die Auswertung von Gurlitts Geschäftsunterlagen öffentlich gemacht werden. Auch die geplante Ausstellung raubkunstverdächtiger Bilder in der Bundeskunsthalle in Bonn Ende 2016 solle die Aufklärung voranbringen. "Ich erhoffe mir davon auch eine breitere Einbeziehung internationalen Fachwissens und die Aufmerksamkeit möglicher Anspruchsteller", so Grütters.
Abhängig sind die Pläne allerdings noch vom Ausgang des Rechtsstreits um das Erbe. Der 2014 verstorbene Cornelius Gurlitt hatte seine insgesamt mehr als 1500 Werke umfassende Sammlung dem Kunstmuseum Bern vermacht, eine Cousine ficht das Testament an. Die teils hochkarätigen Bilder stammen von Gurlitts Vater Hildebrand, der einer der wichtigsten Kunsthändler der Nazis war. 2012 waren sie beim zurückgezogen lebenden Sohn entdeckt und beschlagnahmt worden.