Notzing: Angeklagter legt Geständnis ab

Seine Opfer hatten keine Chance. Mit dutzenden Messerstichen sowie Schlägen mit einem Schürhaken und einem Beil wurde das Ehepaar aus dem oberbayerischen Notzing getötet. Beim Prozessauftakt bedauert der mutmaßliche Mörder die Tat.
Landshut – Mit äußerster Brutalität soll ein 22-Jähriger die Eltern seiner Ex-Verlobten im oberbayerischen Notzing getötet haben. Wegen Doppelmordes muss sich der Heizungsmonteur seit Dienstag vor dem Landgericht Landshut verantworten. Laut Anklage hatte er den 60-Jährigen und seine 54 Jahre alte Frau für die Auflösung der Verlobung mit ihrer Tochter verantwortlich gemacht.
Beim Auftakt des Prozesses schweigt der Angeklagte, der mit Fuß- und Handfesseln in den Gerichtssaal geführt wird. In einer Stellungnahme, die sein Anwalt Winfried Folda verliest, bedauert er jedoch das Verbrechen. Er übernehme die volle und alleinige Verantwortung für die Tat. Er habe nicht geglaubt, dass er dazu fähig sei. Außerdem sei ihm bewusst, dass er größtes Leid über die Familie der Opfer und seine eigene Familie gebracht habe.
In der sechsseitigen Anklageschrift wird die Grausamkeit des Verbrechens deutlich. Dutzende Messerstiche, Hiebe mit einem Schürhaken und einem Beil gingen auf die beiden Opfer nieder. Besonders gegen die 54 Jahre alte Mutter seiner Ex-Verlobten hatte sich laut Staatsanwalt Ralph Reiter die Wut des Täters gerichtet. In einem „Overkill, einem Übertöten“ sei er über die Frau hergefallen. Mehr als 30-mal stach der junge Mann zu und schlug ein Dutzend Mal mit einem Schürhaken und einem Beil auf die Frau ein. Als sie sterbend fragte: „Warum?“ habe der Angeklagte gesagt: „Weil ihr mir meine Frau genommen habt“, sagte Reiter. Beide Opfer verbluteten schließlich im Keller ihres Hauses.
Besonders perfide sei seine Vorgehensweise nach der Bluttat gewesen. Laut Anklage wartete der Heizungsmonteur nach den Morden stundenlang auf seine Ex-Verlobte. Bei ihrer Rückkehr von der Berufsschule habe er die damals 17-Jährige bedroht und gefesselt. Anschließend versuchten beide zwei Tage lang, die Opfer zu beseitigen. Der Versuch, die Leiche des Vaters in einem Rohbau zu verbrennen, scheiterte jedoch. Kurzerhand brachte das Duo den halbverkohlten Leichnam des Vaters ins Auto und fuhr ihn in ein nahe gelegenes Waldgebiet, um den Toten dort zu verscharren.
Als auch dies wegen des dichten Wurzelgeflechts nicht klappte, entschlossen sich die beiden, die Leichen im Blumenbeet des eigenen Vorgartens zu vergraben. Danach verbrachten sie zwei Nächte in der Wohnung des Heizungsmonteurs und versuchten tagsüber, den Tatort von den unzähligen Blutspritzern zu reinigen. Erst als der besorgte Sohn der Opfer seine Schwester eindringlich nach den Eltern befragte, gestand sie die Tat. Ihr Ex-Verlobten flüchtete zunächst, stellte sich dann jedoch der Polizei.
Die junge Frau wurde bereits vom Amtsgericht Freising zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt, sie hat jedoch Berufung eingelegt. In dem Prozess gegen den 22-Jährigen soll sie am 7. Februar aussagen. Da das Urteil gegen sie noch nicht rechtskräftig ist, könnte sie die Aussage vor dem Landgericht jedoch verweigern, weil sie sich nicht selbst belasten muss.
In dem Verfahren sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess wird an diesem Donnerstag (31. Januar) fortgesetzt.