Notwendig oder nicht? Ärger um Wende-Tram
MÜNCHEN - Kritik im Rathaus: MVG will in der Dachauer Straße die Tram drehen, denn es gibt große Pläne für das Areal von der Lothstraße bis zum Ring. Doch der Plan sorgt für mächtig Ärger.
In den nächsten Jahren wird die obere Dachauer Straße ihr Gesicht verändern. An der Ecke zur Landshuter Allee und beim Ackermannbogen werden die beiden Olympischen Dörfer für 2018 geplant. Und auf dem Gewerbe-Areal zwischen der Lothstraße und der Schwere-Reiter-Straße sind Wohnungen, Büros und eine Erweiterung der Fachhochschule vorgesehen. Doch wohin mit dem Verkehr? Hier sorgt ein Plan der MVG für eine Trambahn-Wendeschleife in der Dachauer Straße für Ärger.
Die Tram-Linie 20/21 ist dort ein wichtiges Verkehrsmittel: Vor allem für die Studenten der Fachhochschule. Die steigen an der Lothstraße aus – rund die Hälfte der Fahrgäste in den Hauptverkehrszeiten, so die MVG: „Dieser Sprung bei den Fahrgastzahlen wird durch den geplanten Ausbau des Hochschulstandortes noch deutlich erhöht werden.“ Deshalb müsse die Tram dort während der Vorlesungszeiten künftig noch häufiger fahren. Und deshalb will die MVG die Verstärkerzüge für die Studenten an der Lothstraße wenden lassen.
Doch der Plan wird im Stadtrat heftig kritisiert. Stadtbaurätin Elisabeth Merk ist skeptisch: Weil die Tram-Wende den Verkehr in der Dachauer Straße behindere. Auch FDP-Fraktionschef Michael Mattar (der dort wohnt) ist dagegen: „Dann wird die Dachauer Straße endgültig blockiert. Dann funktioniert am Stiglmaierplatz und an der Schwere-Reiter-Straße nichts mehr.“ CSU-Planungsexpertin Mechthilde Wittmann lehnt den Plan auch ab. „500 Meter weiter gibt es schon eine Wendeschleife.“ Die ist an der Schwere-Reiter-Straße, wo es in den Olympiapark geht.
Die MVG sieht das anders: „Die Wendeschleife ist notwendig, um die weitere Zunahme der Fahrgäste an der Hochschule mit Verstärkerzügen bedarfsgerecht bewältigen zu können.“ Das Abbiegen der Tram sei „im Schatten des ohnehin querenden Verkehrs problemlos möglich“. Wegen der wenigen Kunden sei eine Weiterfahrt der Verstärkerzüge „nicht erforderlich“. Dadurch brauche die MVG auch weniger Züge: „Die geplante Wendeschleife ist daher eine wirtschaftliche Maßnahme.“
Bei der Lothstraße beginnt bis zur Schwere-Reiter-Straße ein 20,2 Hektar großes Areal, das die Stadt für Hochschule, Kunst, Wohnen und Büros neu überplanen will. Dafür wird demnächst ein Wettbewerb ausgeschrieben.
Einen internationalen Wettbewerb beschloss der Planungsausschuss des Stadtrats gestern für den Bereich der beiden Olympischen Dörfer – wenn München den Zuschlag für die Winterspiele 2018 bekommt. Beim Bundeswehrverwaltungszentrum soll ein Dorf mit 770 Wohnungen für 3500 Sportler gebaut werden. Das Tollwoodgelände wird nur während der Spiele für Anlagen gebraucht, die danach wieder abgebaut werden. Das Mediendorf mit 450 Wohnungen ist auf dem Gelände des Freistaats an der Schwere-Reiter-Straße vorgesehen. 2014 könnte mit dem Bau begonnen werden. Willi Bock